Route Innenstadt
Das sechsgeschossige Geschäftshaus der Firma 4711 im Anschluß an das Domhotel entstand in der frühen Phase des Wiederaufbaus in Köln und war – vor dem erst
viel später wieder hergestellten „Stammhaus in der Glockengasse“ - Werbeträger und Schaufenster des weltberühmten Kölner Duftwasserherstellers unmittelbar an
der Westseite des Domes.
Über dem eleganten, schwarz verkleideten und mit gebogenen Schaufensterscheiben versehenen Ladengeschoß – eine Kölnisch-Wasser-
Boutique sucht man hier heute übrigens vergebens – erhebt sich eine fünf Etagen umfassende, einheitlich gestaltete Aluminium-Vorhangfassade, die mit ihren
türkis- und goldfarbene Elementen die Markenfarben des Unternehmens aufnimmt. Im Unterschied zu dem ornamentlos-klaren Design des von demselben Architekten
mitgestalteten Fabrikkomplexes in Ehrenfeld dominiert aber am Dom die zeittypische Verspieltheit und luftige Ästhetik der 50er Jahre. Besonders effektvoll
wird dies bei Nacht, wenn indirekte Beleuchtung die Fensterbahnen und die ausgeprägte Dachkehle noch zusätzlich betont.
Architekt: Wilhelm Koep, 1952
Weitere Informationen finden Sie hier: Blau-Gold-Haus
Das römische Köln hatte über vier Jahrhunderte hinweg einen Hafen als lebensnotwendige Verkehrsanlage für die Zufuhr von schweren Gütern, wie Holz und
Natursteine. Trotz gut ausgebauter Straßen, war der Wasserweg 60mal billiger als der Landweg. Die topographischen Voraussetzungen für den Hafen bot eine
Rheininsel, die den Hauptstrom trennte von einer westlich davon gelegenen Fahrrinne. Der Hafen hatte einen mit Holzpfählen befestigten Kai. Reste dieser
dendrochronologich auf die Zeit um 100 n. Chr. datierten Kaibefestigung sind im Römisch-Germanischen Museum zu sehen. Ablagerungen aus Kies und Sand ließen
die Fahrrinne verlanden, so dass der Hafen im 2. Oder frühen 3. Jahrhundert an den Hauptstrom verlegt wurden.
Zum Hafen und das nördliche Rheintor (Tor 53) führte eine 1969|70 aufgedeckte und untersuchte Straße von 65 Metern Länge. Die fünf Meter breite Straße war
mit großformatigen Basaltlavablöcken gepflastert.
Die Hafengasse lag unglücklicherweise genau dort, wo in den 1970er Jahren die Einfahrt der Domgarage geplant war. Die Pflasterung wurde daher aufgenommen und
an der jetzigen Stelle verlegt. Vom Original gingen dabei die leichte Wölbung der Fahrbahn, der rot gefärbte Mörtel und die ursprünglich schmalere Verlegeart
der Pflasterung verloren. Die Steine waren ursprünglich enger verlegt, so dass sich eine gut für Wagen befahrbare Fläche ergab. Das zur Hafengasse gehörende
Rheintor ist ebenfalls ergraben worden. Es liegt heute unter der Oberfläche verborgen.
1820 ließ sich der protestantische Kaufmann Friedrich Wilhelm Brügelmann aus Elberfeld in Köln nieder. Er entstammte einer angesehenen bergischen
Kaufmannsfamilie; sein Onkel Johann Gottfried hatte 1783 in Ratingen eine der ersten Baumwollspinnereien auf dem Kontinent gegründet. Bis zum Ende der
reichsstädtischen Zeit waren in Köln weder Protestanten noch Juden erwünscht gewesen; sie wohnten und arbeiteten deshalb im toleranten, überwiegend
rechtsrheinischen Herzogtum Berg. Über Generationen ist die Familie Brügelmann seitdem in Köln auch durch intensive politische, karitative und kulturelle
Aktivitäten hervorgetreten.
F. W. Brügelmann erwarb in der Kölner Altstadt das Anwesen Mühlengasse 7 („Haus Bacharach“) und fügte im Lauf der Jahre die Nachbarhäuser Nr. 5, 11, 9, 13
und 15 hinzu, an deren Stelle 1891/92 schließlich der erste Teil des heutigen Brügelmannhauses errichtet wurde. Den Höhepunkt seiner aufwendigen Purtffassade
in Renaissanceformen bilden zwei Erker. Einschließlich erheblicher Flächen im Blockinnern umfasste das Unternehmen schließlich einen umfangreichen Baukomplex
mit Kontoren, Lager- und Fabrikationsräumen zur Wäscheherstellung und für den Großhandel. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde am Rande von Deutz mit einem
mehrstöckigen Fabrikbau begonnen, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg zum Zentrum der Firma mit eigenem Versand entwickelte.
Der erst 1911|12 errichtete linke Abschnitt der Fassade an der Mühlengasse, erkennbar auch an der Verwendung von Werkstein statt Putz, besaß zwei
geschwungene Giebel in Anlehnung an barocke Kaufmannshäuser; zeitweise diente dieses „Stammhaus“ auch als Markenzeichen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Areal
stark zerstört; von dem Haus an der Mühlengasse blieb nur das Gebäudeskelett mit Teilen der Giebel sowie den prunkvollen Fenstergittern im Erdgeschoß
erhalten. Nach dem Krieg konnte unter anderem auch das Gelände des ebenfalls bedeutenden, völlig zerstörten Textilkaufhauses Biergans an der Ecke zum Alter
Markt erworben werden. Neben der Instandsetzung des stark kriegsbeschädigten Altbaues erfolgte hier 1953|54 eine Erweiterung durch Wilhelm Riphahn im Bereich
Große Neugasse|Bechergasse|Alter Markt.
Dieser durch seine zeittypische Staffelung und Rasterung geprägte Bau wurde stark überformt, als der gesamte Komplex nach dem Auszug der Firma in den Jahren
1983–86 umgebaut wurde. Mit einem begrünten Innenbereich versehen, erhielt er durch den Einbau von Wohnungen, Gewerbeflächen und eines Theatersaals für das
legendäre „Senftöpfchen“ einer neuen Funktion. In das Erdgeschoß des „Stammhauses“ zog nach kompletter Neugestaltung im altkölnischen Stil eine
Brauhausgaststätte ein.
Weitere Informationen finden Sie hier: Brügelmannhaus
Als Ersatz für Vorgängerbauten des 15. Jahrhunderts entstand 1558|59 das Fischkaufhaus. Kaufleute aus Deventer hatten zuvor dem Rat der Stadt Köln ein
entsprechendes Gesuch vorgelegt. 1568|69 wurde nördlich ein Schlachthaus angefügt und 1571|72 ein Treppenturm mit geschweifter Haube.
Das Fischkaufhaus diente dem Großhandel mit Fischen und Ventgütern, also fettigen und flüssigen, mit Unsauberkeiten verbundenen Waren. Die dichte Lage am
Rhein ermöglichte über Abflußöffnungen in der Stadtmauer die rasche Entsorgung von Abfällen und Unrat in den Rhein.
Köln war ein wichtiger Umschlagplatz für Seefische, zumal die einheimischen Flussfische aus dem Rhein und den umliegenden Flüssen den Bedarf von Stadt und
Umgebung längst nicht decken konnte. Der Standort des Fischkaufhauses resultierte auch aus dem vor Groß St. Martin seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren
Fischmarkt. Gehandelt wurden Fische und konservierte Seetiere wie Hering, Kabeljau, Schellfisch, Stockfisch, Bückling, Pfahlmuscheln und Austern, zudem auch
Süßwasserfische. Als Hauskran kommt der gemauerte und mit gotischem Fries verzierte Kran vor der Fischpforte in Frage. Die Löschung der Fische erfolgte durch
14 Rhein- und vier Kranarbeiter. Da das Fischkaufhaus nur dem Großhandel diente, wurde die dem Wiederverkauf und Detailabsatz dienende Ware durch eine 16-
köpfige Gruppe von Transportarbeitern in der Stadt verteilt.
Das mittelalterliche Fischkaufhaus war ein Gebäude mit einer 10 Fensterachsen zählenden Front aus halben und ganzen Kreuzstockfenstern. Wie der Gürzenich war
der Bau mit einem durch Eckwarten verstärkten Zinnenkranz vor dem doppelten Satteldach umgeben. Eine mächtige Innenkonstruktion mit massiven Mittelwänden im
Erd- und Obergeschoss aus gedrungenen Säulen und weitgespannten Bögen über sieben Öffnungen sowie zwei Reihen Holzstützen mit spätgotisch profilierten
Kopfbändern bestimmte das Innenbild des Lagerhauses. Dem wesentlich kleineren Schlachthaus war zur Stadtseite der mit einer Spindel ausgestattete Treppenturm
vorangestellt.
Auch das Fischkaufhaus büßte – wie die anderen Kauf- und Lagerhäuser – mit der Franzosenzeit seit 1794 seine ursprünglich hohe Bedeutung ein, war zeitweise
Zollniederlage, Sitz der Handelskammer und königliche Zollbehörde. Seit Fertigstellung des Rheinauhafens 1898 und Übersiedlung des gesamten Güterverkehrs
dorthin, war das Haus verlassen. Der inzwischen abgebrochene Treppenturm wurde 1901 rekonstruiert und der Südseite vorangestellt. In dem sanierten Bau fanden
ein Museum für Naturkunde und eine Sammlung für volkstümliche Wirtschaft Unterbringung.
1942 und 1944|54 fiel das Fischkaufhaus Brandbomben zum Opfer. Unter Nutzung des erhalten gebliebenen Treppenturms von 1901 erfolgte in Anlehnung an das
historische Gebäude 1965–67 ein Neubau für Geschäftsräume der Kreishandwerkerschaft.
Weitere Informationen finden Sie hier: Fischkaufhaus
Die ummauerte römische Colonia erhob sich auf dem Hochufer über dem Rhein; davor befanden sich Kaianlagen und eine unbefestigte Insel. Der etwa auf Höhe von
Alter Markt und Heumarkt gelegene Rheinarm zwischen Ufer und Insel versandete zunehmend und wurde später zugeschüttet, so dass in hochmittelalterlicher Zeit
auf der einst vorgelagerten Insel ein neues Kaufmannsviertel angelegt werden konnte.
Doch schon in römischer Zeit war auch die Insel bebaut: Im Bereich des späteren Martinsklosters befand sich auf einem planierten Areal im 1. Jahrhundert
vermutlich ein Sportplatz mit Wasserbecken; nach dessen Aufgabe wurden vier Lagerhallen errichtet, die sich u-förmig um einen durch eine Mauer
abgeschlossenen Hof gruppierten. Ausgrabungen der 1960er und 70er Jahre haben diese Bauphasen erschlossen, die heute in einer archäologischen Krypta unter
der Kirche sichtbar sind; weitere Erkenntnisse über den Hafen und seine Kaianlagen ergab jüngst der Bau der Nord-Süd-U-Bahn.
Der Rhein bildete nicht nur die Ostgrenze der römischen Provinz Niedergermanien, sondern auch ihren Hauptverkehrsweg, der die Rheinstädte zwischen Basel und
Nimwegen miteinander verband. Die Lagerhäuser dienten den hier flussauf- und abwärts transportierten Waren, möglicherweise aber auch für Rohstoffe und
Handelsgüter aus dem unbesetzten, sehr wohl aber wirtschaftlich genutzten rechtsrheinischen Raum.
Eine dieser Lagerhallen scheint auch in nachrömischer Zeit noch existiert zu haben und wurde mehrfach renoviert und verschönert. Möglicherweise ging aus
diesem, inzwischen in die Kaufmannsvorstadt integrierten Bau das im 10. Jahrhundert ursprünglich als Stift begründete Benediktinerkloster mit seiner dem
Heiligen Martin geweihten Kirche hervor. Zumindest entstand noch auf den römischen Grundmauern bzw. Fundamenten auch die im dritten Viertel des 12.
Jahrhunderts errichtete spätromanische Martinsbasilika, deren monumentaler Vierungsturm bereits als zentraler Bestandteil des Kölner Rheinpanoramas
konzipiert und gebaut wurde.
Der Gürzenich entstand nach Grundstückskäufen und Hausabbrüchen in den Jahren 1441 bis ca. 1444. Namensgebend war das dort schon im 12. Jahrhundert
nachweisbare Stadthaus der aus der Gegend bei Düren stammenden Herren der Burg Gürzenich. Spätestens seit 1447 war der Gürzenich Zentrum des Kölner
Fernhandels und das prächtigste unter den Kölner Kaufhäusern. Während das Obergeschoß auch festlichen und repräsentativen Veranstaltungen diente, war das
Erdgeschoß der Lagerung von Gütern vorbehalten. Gelagert und gehandelt wurden hier: Gewürze, Kolonialwaren, Lebensmittel wie Schinken, Speck und Käse, Öle,
Talg, Seife, Farb- und Gerbstoffe, Häute, Leder, Seide, Baumwolle sowie ein Teil der Flachs- und Leinenware. Der Gürzenich war auch das Kölner Eisenkaufhaus
wobei Stabeisen allerdings direkt am Rhein gelagert und gehandelt wurde.
Zur Warenlagerung wurden beide Hauptgeschosse und das große Dachgeschoß genutzt. Zu besonderen Anlässen wurde das dafür leergeräumte Obergeschoß für
Feierlichkeiten und Repräsentationszwecke hergerichtet. Dazu gehörten im 15. Jahrhundert Kaiserbesuche, Bankette im Anschluss an Bürgermeisterwahlen, auch
ein Kaiserlicher Gerichtstag und 1505 ein Reichstag.
Mit der Franzosenzeit und der Gewerbefreiheit büßten 1794 alle Kaufhäuser in Köln ihre wichtige Handelsfunktion ein. Seit 1822 finden hier
Karnevalsveranstaltungen statt und 1865 verbannte der Rat sämtliche Lagernutzungen aus dem Gebäude. Nach über 400 Jahren wurde der Gürzenich mit Um- und
Anbauten endgültig ein reines Festhaus.
Wie überall in den mittelalterlichen Städten gab es in den Häusern des Rates jedoch ursprünglich keine Trennung zwischen Festlichkeiten, Versammlungen,
Repräsentation und wirtschaftlichen Funktionen. Der Gürzenich ist mit seiner Lager- und Handelsfunktion auch ein Dokument für die Wirtschaftskraft des
mittelalterlichen Kölns.
Die bauliche Gestalt des Hauses wird geprägt durch die großen und halben Kreuzstockfenster, Zinnenkranz und Eckwarten. Auch die Elemente der Wehrarchitektur
waren ernst gemeint: erst wenn die Handels- und Ratshäuser einer Stadt eingenommen waren galt auch die Stadt als erobert.
Das Haus war ursprünglich eingebunden in die Wohnbebauung von Martinstraße und Quartermarkt. Erst mit der als Straßendurchbruch ausgeführten Gürzenichstraße
wurde 1911–13 die südliche Längsfassade Teil des Stadtbildes.
Nach Kriegsschäden blieben vom Gürzenich nur die Außenmauern erhalten. Der Wiederaufbau 1952-55 unter Einbeziehung der als Ruine erhaltenen Pfarrkirche St.
Alban nach Plänen von Rudolf Schwarz und Karl Band machte das Gebäude mit der exquisiten Innenausstattung auch zu einem der prächtigsten Denkmäler der 1950er
Jahre in Köln. 1996|97 wurde das Haus erneut saniert mit Anfügung des vollständig verglasten Aufzugs an der Gürzenichstraße.
Neuerburg
Tabakfabrik
Obermarspforten | Gülichplatz
Anstelle mehrerer am Ende des Ersten Weltkrieges zerstörter Häuser enstand ein mehrteiliger Baukomplex für die Tabakfirma Haus Neuerburg. Zum Gülichplatz
hin erinnern zwei unterschiedlich gestaltete Fassaden an frühere Bürgerhäuser der Renaissance und des Barock, im Material einheitlich aus Backstein mit
hellen Muschelkalk-Werksteinteilen. Nach hinten schließen sich Flügel an, aus denen Treppenhäuser vorspringen; einer ist in der für Köln traditionellen,
jedoch nirgends mehr original vorhandenen Form als Turm weitergeführt und endet in einem steinernen, zinnenbekrönten Abschlußgeschoß. Die über den ganzen
Bau verteilte, vielfältige Bauplastik von Wolfgang Wallner bezieht sich auf die Tabakherstellung und die kölnische Geschichte. Heute sind hier Einrichtungen
der Stadt untergebracht.
Bauzeit: 1923–29
Architekt: Emil Felix
Weitere Informationen finden Sie hier: Haus Neuerburg
Das bedeutendste erhaltene Geschäftshaus des Historismus in Köln ist das am Ende des 19. Jhs. erneuerte Stammhaus der Kölnisch-Wasser-Fabrik "Johann Maria
Farina gegenüber dem Jülichs-Platz". Dieses älteste noch bestehende von einst zahlreichen ähnlichen Unternehmen wurde 1709 gegründet, und der Stil dieser Zeit
war auch für den Neubau ausschlaggebend. Die Hauptfassade des dreistöckigen Baus wendet sich dem Gülichplatz zu; die angerundete Ecke zu Unter Goldschmied
trägt eine Inschrift und das Wappen der Familie in einer puttenbekrönten Kartusche. Die beiden Hauptgeschosse über dem hohen, teilweise nochmals unterteilten
Erdgeschoß werden durch flache Pilaster gegliedert; die schmäleren Achsen besaßen bis zur Beseitigung der Kriegsschäden Balkone mit kunstvollen Gittern und
reich skulptierten Konsolen. Mehr plastischer Schmuck hat sich in dem vierachsigen, übergiebelten Aufsatz erhalten, der in das Mansarddach einschneidet.
Bauzeit: 1897–99
Architekten: Emil Scheiterer, Bernhard Below
Weitere Informationen finden Sie hier:
Farina
Das heutige 4711-Haus, Heimat des berühmtesten, wenn auch nicht ältesten „Kölnisch Wassers“ bzw. „Eau de Cologne“, ist eine Nachschöpfung des Originals, das
im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurde und später dem Bau der Nord-Süd-Fahrt weichen musste. Das der Neugotik der Mitte der 19. Jahrhunderts zugehörige
Original war in die Straßenfront eingebaut und besaß nur eine Fassade. Das Erdgeschoß ist in Arkaden geöffnet; die drei oberen Etagen sind von einem
verputzten Profilrippen-Raster überzogen, das die Wandflächen gliedert und die mächtigen Kreuzstockfenster nahtlos mit einbezieht.
Die seitlichen Achsen der Fassaden sind als Risalite vorgezogen und werden durch reiche Eckwarten nach dem (verkleinerten) Vorbild des Gürzenich bekrönt;
dazwischen ist der Wandabschluß wehrgangartig gestaltet. Der Bau verarbeitet neben kölnischen Anregungen auch deutlich flämische Vorbilder. Spätestens
seit dem Neubau am versetzten Standort als Eckhaus ist das in der Werbung häufig verwendete Gebäude mit der berühmtesten Hausnummer Kölns auch in die
Kategorie der „Markenbauten“ einzureihen.
Weitere Informationen finden Sie hier: Stammhaus 4711
Die Geschichte der Industrie- und Handelskammer Köln geht zurück auf den drei Jahre nach der Einverleibung des Rheinlandes in die französische Republik
1897 gegründeten „Handelsvorstand“ als Vertreter der Unternehmer gegenüber dem Staat. Nachdem auf Anordnung Napoleon I. 1802 in Frankreich die erste
„Chambre de Commerce“ entstand, wurde auch in Köln 1803 eine entsprechende Institution gegründet. Es war die erste Kammer in Deutschland. Anfangs
untergebracht im Fischkauf- oder Stapelhaus in der Mauthgasse, hatte die Kammer 1842 ein eigenes Gebäude in der Rheingasse. Seit 1891 gab es eine stetige
Vergrößerung des Kammerbezirks um die Landkreise Köln, Merheim, Mülheim, Oberberg und seit 1977 um die Stadt Leverkusen. Unter der seit 1924 reichsweit
einheitlichen Bezeichnung „Industrie- und Handelskammer“ war der Sitz seit 1932 an Unter Sachsenhausen. Nach Zerstörung des Kammergebäudes im Zweiten
Weltkrieg, wurde der Nachkriegsneubau nicht weit entfernt und wieder im räumlichen Kontext mit dem Kölner Bankenviertel 1951|52 nach einem Entwurf von Karl
Hell errichtet.
Das quaderförmige Gebäude mit rundumführenden Stützenreihen auf Straßenniveau und Staffelgeschoß ist in Außenwirkung und Innenausstattung eines der besten
Beispiele für die Architektur der 1950er Jahre in Köln. Die Fassade ist gerastert mit einer leicht aus der Front vorspringenden Natursteinverblendung für
Brüstungen und Wandflächen. Der Baukörper findet einen oberen Abschluss in den weit vorkragenden Dächern für Hauptkubus und Staffelgeschoss. Deutliches
Gestaltungselement ist das über vier vollständig verglaste Fassadenfelder reichende Treppenhaus mit einläufigen Treppen in allen Stockwerken. Sowohl im
Außenbau wirkt das baukörperbestimmende Treppenhaus mit dem Wechsel zwischen Lochfassaden und Glasfront, mehr aber noch im Inneren, wenn man über die
Treppe den Obergeschossen entgegenschreitet und dabei den Blick über den Börsenplatz, den gegenüberliegenden Sitz des Kölner Erzbischofs und - in der
Ferne - St. Gereon schweifen lässt. Alternativ ist ebenfalls die Fahrt in einem der wenigen in Köln erhaltenen Paternoster ein bleibendes Technik- und
Architekturerlebnis.
Bankviertel
Bankhäuser
Unter Sachsenhausen | An den Dominikanern
Westlich des Kölner Doms, unmittelbar vor der römischen Stadtmauer, befand sich im Mittelalter die Straße „Unter Sechzehnhäusern“ – als „Unter Sachsenhausen“
bis heute Sitz wichtiger Banken und Institutionen. Das Bankwesen in Köln konnte sich erst nach Ende der reichsstädtischen Zeit entfalten, als
nichtkatholischen Familien erlaubt wurde, sich in der Stadt niederzulassen. Privatbankhäuser wie Stein und Oppenheim nutzten zunächst aufwendige
Privathäuser für ihre Geschäfte. Ähnlich verfuhr Abraham Schaafhausen, dessen „Bankverein“ große Bedeutung für die Industrie- und Verkehrsentwicklung
des gesamten Rheinlandes hatte. Für dieses Unternehmen ließ Gustav von Mevissen ab 1859 ein prachtvolles Geschäftshaus errichten, und legte damit den
Grundstein für die Bankenstraße Unter Sachsenhausen. Dieses Bankhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Es lag etwa an der Kreuzung von Tunisstraße und
Unter Sachsenhausen.
Ältester erhaltener Bau ist heute das 1894-97 errichtete Reichsbankgebäude von Max Hasack (Unter Sachsenhausen 1-3), dessen gotische Architektur vor allem
auch durch seinen roten Sandstein mehr mittel- und oberrheinischen Charakter zeigt. Trotz der national-konservativen Einstellung Hasacks wurde das Gebäude
mit einem eisernen Dachstuhl versehen. Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg entfiel die schmucke Dachlandschaft, bestehend aus einem zentralen
Stufengiebel und seitlichen, die Erker fortsetzenden Türmchen an der Straßenfront.
In die Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg fällt der Neubau des Barmer Bankvereins (später Commerzbank, Unter Sachsenhausen 21–27) durch den Architekten
Carl Moritz. Von der Gesamtform her ein Nachfolger barocker Stadtpalais, ist die Muschelkalk-Fassade klassizistisch-streng durch Architekturdekor und
figürliche Reliefs gegliedert, an denen der Kölner Bildhauer und Professor Georg Grasegger maßgeblichen Anteil hatte.
Eine freie Neuinterpretation des heute verschwundenen Schaafhausenschen Bankvereins stellte der 1914 von Bielenberg & Moser errichtete Bau der Rheinboden
Kreditanstalt (Unter Sachsenhausen 2) dar: Über einem gequaderten Sockelgeschoß erhebt sich eine zwei Geschosse umfassende Kolossalordnung aus mehrfach
abgestuften Rahmen mit einem breiten Abschlussgesims. Heute gehört der Bau zur benachbarten Oppenheim-Bank.
Zur Zeit der Inflation kurz nach dem Ersten Weltkrieg, in den Jahren 1923/24, entstand - näher am Dom - die Darmstädter- und Nationalbank (Architekten
Moritz & Betten, An den Dominikanern 2), deren massiges Bauvolumen durch angedeutete Eckrisalite gegliedert wird – heute Gerichtsgebäude.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden eher konservative, dennoch zeittypische Neubauten für Sal. Oppenheim (Architekt Breuhaus de Groot, Unter Sachsenhausen 4),
für die kurzlebige Herstatt-Bank (Unter Sachsenhausen 6-8, Enggasse) sowie die Deutsche Bank errichtet. Gestalterischen Höhepunkt bildet sicher der Neubau
der „Bank für Gemeinwirtschaft“ unmittelbar vor der Westfassade des Domes (Fritz Schaller, 1953, Domkloster 3). Mit seinem transparenten Erdgeschoß, den von
Sichtbetonstützen getragenen Obergeschossen und seinem zentralen runden Lichthof bildete er einen Gegenentwurf zu den konservativen Bankhäusern des
Wiederaufbaus; heute nimmt er die Begegnungs- und Veranstaltungsstätte „Domforum“ auf.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Bankenviertel