Rechtsrheinisch
Paketpost
Postbahnhof mit Bahnsteighalle
An den Gelenkbogenhallen 3


Die Dreigelenkbogenhalle des Postamtes Deutz wurde zwischen 1910–14 errichtet. Die vormals 8-schiffige Halle ist als einziger Gebäudekomplex des Postamtes Deutz 1988 unter Denkmalschutz gestellt worden. Sie diente bisin die 1990er Jahre als eigentliche Post-Bahnhofshalle. Dieses Beispiel gelungener Industriearchitektur wurde 2005 vom niederländischen Architekturbüro OIII sensibel saniert und für die neue Nutzung umgebaut. Seit Januar 2006 wird die Dreigelenkbogenhalle von 24 Interieurmarken aus 7 europäischen Ländern als gemeinsamer Showroom genutzt. Hier können sich die Hersteller aus ihrer eigenen Perspektive präsentieren. Die Design Post ist sicherlich ein gutes Beispiel für die Umwidmung ehemals verkehrstechnisch genutzten Gebäudes. Der auch unter Denkmalschutz Gesichtspunkten gelungene Umbau ist ein Symbol der Veränderungen des Stadtteils Deutz in den letzten Jahrzehnten.
Bauzeit: 1910–14

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Kohlstadt
Gummifädenfabrik
Deutz-Mülheimer-Str. 127–129


1843 am Eigelstein in Köln gegründet wechselte das Unternehmen zuerst nach Niehl und 1864 an die Deutz-Mülheimer Straße in Deutz. Mit der Umgründung in eine Aktiengesellschaft erfolgte der Schritt zum Großbetrieb. Die heutigen Gebäude entstanden 1908 als mehrgeschossige Randbebauung nach Entwurf von Otto Grah. Ein Flügel der Anlage steht unter Denkmalschutz und wird für Künstlerateliers durch den Verein Kunstwerk e.V. genutzt.
Bauzeit: um 1885

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Van der Zypen & Charlier
Waggonfabrik
Mülheimer-Str. 131


1845|46 gegründet, sind von dem bedeutenden Unternehmen heute nur noch wenige, dafür aber sehr bedeutende Gebäude erhalten: die Waggonhallen (1888|um1905), in denen die Schwebebahn (ausgeführt in Wuppertal) erprobt und gebaut wurde und ein Magazinbau von 1909|10 mit einer bemerkenswerten Innenkonstruktion in Stahlbetonbauweise.

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Deutz AG
Gasmotorenfabrik
Mülheimer-Str. 137–147 | 200


Die für die Technik- und die Wirtschaftsgeschichte bedeutendste Firma Kölns entstand 1864 in einer Ölmühle in der Servasgasse nahe dem Rheinufer. Dort gelang es dem Kaufmann Nikolaus August Otto, den neuen Zweitakt-Gasmotor von Étienne Lenoir zu verbessern. 1869 zog er aus dem beengten Köln in die Nähe der Stadt Mülheim auf dem östlichen Rheinufer, um eine Motorenfabrik zu bauen. Dort folgten die entscheidenden Schritte auf dem Weg zum Weltruhm. Unter Leitung des Technikers und Zuckerindustriellen Eugen Langen verpflichtete die „Gasmotorenfabrik Deutz AG“ Gottlieb Daimler als technischen Direktor und seinen Freund Wilhelm Maybach als Chef des Konstruktionsbüros. Den Durchbruch erzielte Otto 1876 selbst: Sein Epoche machender Viertaktmotor setzte ein Gas-Luft-Gemisch in vier Arbeitstakten in Bewegung um: Ansaugen des Brennstoffs – Verdichten – Zünden und Ausdehnen – Ausschieben.

Daimler und Maybach gründeten bald eigene Firmen, Otto und Langen begannen um die Jahrhundertwende, das Werk auszubauen. Nun produzierten sie Motoren für den stationären Einsatz, für Lokomotiven und Schiffe – auch den 1897 erfundenen Dieselmotor. 1907 verpflichteten sie den Ingenieur Ettore Bugatti für eine wenig erfolgreiche Autoproduktion. 1923 übernahm der Stahlindustrielle Peter Klöckner den Vorsitz des Aufsichtsrats. Er fusionierte das Unternehmen 1930 mit der Maschinenbauanstalt Humboldt im benachbarten Kalk, integrierte 1936 den Lkw-Hersteller Magirus und formte mit seinem Stahlwerk in Duisburg 1938 schließlich den Großkonzern „Klöckner-Humboldt-Deutz AG“. Die Firma spielte eine bedeutende Rolle in der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft und lag nach massiven Bombardements 1945 zu mehr als zwei Dritteln in Trümmern.

Während des Wirtschaftswunders expandierte KHD kräftig. Die Produktion der Deutz-Traktoren boomte, Magirus-Deutz-Lastwagen mit luftgekühlten Dieselmotoren waren weltweit gefragt und die Fusion mit der Firma „Westwaggon“ eröffnete ein weiteres Marktsegment. Ausdruck des Erfolgs war das 1961–64 weiter südlich an der Deutz-Mülheimer Straße 111 errichtete elegante neue Verwaltungshochhaus. Der Niedergang begann in den 1980er Jahren infolge eklatanter Managementfehler. Die Umstellung der Dieselmotoren von Luft- auf Wasser- oder Öl-Kühlung kam zu spät, riskante Investitionen in den USA und Bilanzmanipulationen der Tochterfirma Humboldt-Wedag führten an den Rand des Ruins. 2002 endete die Produktion an der Deutz-Mülheimer Straße. Heute konzentriert sich die Deutz AG in den Kölner Betriebsteilen Kalk und Porz auf den Bau von Dieselmotoren.

Aus der Gründungsphase der Gasmotorenfabrik stehen keine Bauten mehr. Die erhaltenen Gebäude auf beiden Seiten der Deutz-Mülheimer Straße bezeugen den Werksausbau ab etwa 1895. An der heutigen Hausnummer 137–139, links vom Haupteingang, entstand damals das neue Verwaltungsgebäude: ein schlichter, dreigeschossiger Backsteinbau, der seinen Mittelgiebel verloren hat. Im schmuckvoller gestalteten dritten Geschoss residierten vermutlich Direktion und Werksmuseum. Links hinter dem ebenfalls zurückhaltend gestalteten Haupteingang steht das ältere Verwaltungsgebäude aus den 1880er Jahren. An der Straßenfront rechts vom Eingang schließt sich die imposante Fassade des Verwaltungs- und Sozialbaus von 1905 an. Das marmorverkleidete Treppenhaus ist von außen an den in Stufen angeordneten Fenstern erkennbar. Senkrechte, mehrfach gestufte Backsteinpfeiler gliedern die langgestreckte Fassade, ein Kassettenmuster lockert die Flächen unter den großen Fenstern auf.

Bei der Expansion auf die östliche Straßenseite entstand 1898 die Werkstatt für Kleinmotoren mit einem zweistöckigen Bürogebäude an der Front und einer Sheddachhalle dahinter. Daran schließen sich die Hallen für den Großmotorenbau von 1899–1900 an, als Eisenhütten und Kokereien Großmotoren zur Verwertung des anfallenden Gases orderten. Die Straßenseite des Baus prägen die Rundbögen mit kleinteiligen Metallsprossenfenstern und das tonnenförmige Dach des vorderen Hallenschiffs. Die Stirnwand in der Nebenstraße trägt noch die Inschrift „Klöckner-Humboldt-Deutz AG“. Daneben wurde um 1935 ein Anbau mit einer Durchfahrt für Eisenbahnwagen und einer eindrucksvollen, streng rechtwinklig gegliederten Schaufassade zur Stichstraße ergänzt.

Daran schließt sich eine 1900 erbaute Versandhalle an, hinter ihr verbirgt sich der Hallenkomplex des Kleinmotorenbaus. 1886 errichtet, wurde er in den Folgejahren mehrfach erweitert, denn Motoren mit einer Leistung um die 1,5 PS waren sehr gefragt, weil sie die für Kleinbetriebe sehr aufwändigen Dampfmaschinen effizient ersetzten. Der repräsentative Eingang liegt auf der Ostseite im Werksgelände: Eine höhere Halle mit Rundbögen über dem Tor und den Fenstern der Giebelseite. Auf beiden Seiten schließen sich Sheddachhallen an, die im Industriebau beliebt waren, weil der aufrecht stehende, verglaste Teil des Daches viel Licht hereinließ. Charakteristisch ist die Innenkonstruktion: Gusseiserne Stützen tragen die längs durch die Halle laufenden Bahnen für Laufkatzenkräne. Darüber liegen auf den Stützen Querträger auf, die das hölzerne Balkenwerk des Dachstuhls tragen.

Auf der westlichen Seite der Deutz-Mülheimer Straße errichtete das Unternehmen 1911 angrenzend an die Verwaltung die siebenschiffige Halle des Mittelmotorenbaus. Neben der dahinter liegenden Gießerei erhebt sich das architektonische Highlight, das durch seine Höhe das Werk dominierte und auch vom Rhein aus sichtbar war: Die Ausstellungshalle aus unverkleidetem Stahlfachwerk von Reinhold Krohn und Bruno Möhring – ursprünglich bei der Düsseldorfer Kunst- und Gewerbeausstellung von 1902 die Nebenhalle eines Pavillons der Gutehoffnungshütte. Bauten aus Stahlfachwerk mit Ziegelausmauerung waren um 1900 beliebt, weil man sie schnell auf- und umbauen konnte und weil der biegsame Stahl Erschütterungen durch den Betrieb schwerer Maschinen aufnahm, ohne Risse zu bilden wie herkömmliches Mauerwerk. Da Stahlkonstruktionen aber nicht als repräsentativ galten, verbarg man sie lange hinter massiven Mauern. Die originalen flankierenden Türme und das ausladende Dach über dem Eingang der Halle wurden in Köln nicht wieder aufgebaut, doch das riesige Bogenfenster im Westgiebel und die geschweiften Fensterprofile in der südlichen Längsseite sind erhalten. Im Inneren prägen außergewöhnliche bogenförmige Träger die Stahlkonstruktion. Der Bau bezeugt die zunehmende Wertschätzung des sichtbaren Stahlfachwerks, die sich schließlich in Möhrings vom Jugendstil inspirierter Maschinenhalle für die Zeche Zollern II in Dortmund und den Kubusbauten von Schupp und Kremmer auf Zeche Zollverein in Essen niederschlug.

Zurzeit wird für große Flächen der Gasmotorenfabrik und der angrenzenden Mülheimer Werksanlagen eine umfassende Neubebauung vor allem mit Wohnhäusern geplant. Ein Teil der alten Fabrikarchitektur soll durch eine neue Nutzung mit einbezogen werden.

Kernbauzeit: 1880er Jahre bis 1911
Architekten überwiegend unbekannt
Ausstellungshalle Reinhold Krohn und Bruno Möhring

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Lindgens
Mennige-, Bleiweiß- und Druckfarbenfabrik
Deutz-Mülheimer-Str. 165 | 183


1864 gründete Nicolaus August Otto die erste Motorenfabrik der Welt in der Servasgasse und verlagerte das Unternehmen nun zusammen mit Eugen Langen 1867 an die Deutz-Mülheimer-Straße. Von den Anfangsbauten dieser für die Zweite Industrielle Revolution epochalen Fabrik sind nicht erhalten. Die vorhandene Bautengruppe aus der Zeit um 1900 ist jedoch in der heutigen Form noch immer ein monumentales Denkmal des Motorenbaus. Von herausragender Bedeutung ist auch das von Bruno Möhring 1902 entworfene Ausstellungsgebäude.
Bauzeit: 1950–51
Architekten: Heinrich May

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Druckfarbenfabrik

Bleiweißfabrik
Mülheimer Freiheit
Barockbauten aus der Seidenweberzeit
Mülheimer Freiheit


Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, als Mülheim im Frühjahr 1945 wochenlang an der Frontlinie lag, sind von den barocken Bürgerhäusern der einstigen „Freiheit“ nur noch wenige Zeugnisse erhalten. Nur um die Schifferkirche St. Clemens unterhalb der heutigen Rheinbrücke sowie am nördlichen Ende der „Freiheit“ rings um den Mülhelmia-Brunnen sind noch einige Häuser des 18. und frühen 19. Jahrhunderts erhalten bzw. wurden zumindest im Äußeren wieder aufgebaut.

Als Anfang des 18. Jahrhunderts einige protestantische Kaufmannsfamilien aus Köln in die bergische Hafenstadt Mülheim übersiedelten, wichen sie dem reichsstädtischen Druck, der die Ausübung anderer als der katholischen Religion innerhalb seiner Mauern untersagte und protestantische Kaufleute nur aus ökonomischen Gründen duldete. Das Herzogtum Berg auf dem rechten Rheinufer bemühte sich dagegen nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges um den Wiederaufbau und die Vermehrung der Bevölkerung und hieß die wirtschaftlich und verwandtschaftlich eng vernetzen, regen Händlerfamilien willkommen. Innerhalb weniger Generationen wurde Mülheim so zu einer der prosperierenden rheinischen Textilstädte mit einer neuen Oberschicht wohlhabender und zugleich wohltätiger Bürger.

Führend in Mülheim war die Familie Andreae, die es durch das Verlagswesen, also die dezentrale Produktion insbesondere von Samtstoffen bei zentralem Ein- und Verkauf durch einen „Verleger“, zu stattlichem Wohlstand brachten. Im späten 18. und das 19. Jahrhundert hindurch investierten sie und gleichgesinnte, meist verwandte Familien auch in neue Unternehmungen im Bergischen Land oder an den Rändern der Eifel, wo sie zugleich Landsitze einrichteten. Hier, etwa in Schlebusch, Dellbrück oder Sinzig, finden sich heute mehr Zeugnisse dieser Familie als in Mülheim selbst.

Auch die katastrophale Zerstörung der Stadt im Jahre 1784 durch ein Eishochwasser konnte die wirtschaftliche Blüte nicht beenden. Vielmehr ließ sie in der Folge ein besonders einheitliches Stadtbild entstehen, das in mehreren Schritten – erst durch Neubauten der Gründerzeit, dann durch die massiven Abbrüche beim Bau der Mülheimer Brücke (1927-29) und schließlich im Zweiten Weltkrieg weitgehend zugrunde ging.
Obwohl mit der fortschreitenden Mechanisierung der Textilindustrie auch eigene Fabriken angelegt wurden, und in Mülheim eine angesehene Webschule eingerichtet wurde, konnten die Mülheimer Textilindustriellen nach 1870 insbesondere der niederrheinischen Konkurrenz nicht mehr standhalten. In Mülheim gewannen von Köln ausgehend andere Industriezweige wie Maschinenbau, Farb- und Kabelindustrie die zentrale Rolle, die letztlich zur Eingemeindung der Stadt und weiter Teile des Umlandes nach Köln im Jahre 1914 führten.

Das eindrucksvollste Ensemble spätbarocker, wenn auch teils stark erneuerter Kaufmannshäuser findet sich am Nordende der „Freiheit“. Unterhalb der „Krahnenburg“ an der Krahnenstraße, dem ehemaligen Standort des Rheinkrans, befinden sich noch alte Lagerkeller. Auf der Fortsetzung des Hochufers entstanden seit etwa 1870 die von der Düsseldorfer Straße aus erschlossenen Villen der Mülheimer Unternehmer, von denen ebenfalls nur wenige den Zweiten Weltkrieg überstanden.
Das wichtigste Zeugnis der Köln-Mülheimer Seidenindustrie liegt etwas abseits der Mülheimer Freiheit in der Wallstraße 56.
Das Haus wurde um 1776 erbaut. Architekt ist vermutlich Johann Georg Leydel. Das Haus wurde errichtet für Carl Friedrich Bräunlich, den Betriebsleiter der von Christoph Andrea seit 1773 neu errichteten Samt- und Seidenfabrik.

Christoph Andreae war eine der großen Unternehmerpersöhnlichkeiten im Rheinland vor der Industriellen Revolution. Er beschäftigte ca. 1500 Weber hauptsächlich in der Heimarbeit. Zusätzlich gab es die Samt- und Seidenfabrik mit 44 Samtwebstühlen, Wallstraße 88-90 und die Färberei, Wallstraße 30–34. Beide Anlagen sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Die Bedeutung der Familie Andrea ist in Westdeutschland vergleichbar mit den Scheiblers in Monschau und Krefeld, den von der Leyens in Krefeld, den Clermonts in Aachen und Vaals. Von den Produktionsanlagen sind in Mülheim keine Reste erhalten geblieben. Das für den Betriebsleiter der Andreae’schen Fabriken Carl Freidrich Bräunlich errichtete Wohnhaus Wallstraße 56 ist insofern das einzige vollständig erhaltene Baudenkmal, das in Mülheim die Erinnerung an die Tätigkeit dieser Kaufmanns- und Unternehmerfamilie lebendig halten kann.

Architekt der Familie Andreae wurde der seit 1765 in Mülheim Fuß fassende Johann Georg Leydel. Leydel errichtete bis zu seinem Tod 1785 neben den Bauten für Andreae auch fast alle architektonisch bemerkenswerten Bürgerhäuser in Mülheim, führte seit 1766 den Titel eines Stadtbaumeisters und plante Anlage und Bebauung der Wallstraße. Leydel gehörte zu den wichtigen Barockbaumeistern des Rheinlandes.
E-Werk Mülheim
Kohlekraftwerk
Schanzenstr. 33


In Nachbarschaft des 1873 hierher verlegten Mülheimer Gaswerks wurde 1904|5 ein Elektrizitätswerk für die Stadt Mülheim errichtet. Der zweischiffige Halle ist ein niedriger Anbau vorgelagert. Ein Turm mit welscher Haube, der einen Wasserbehälter birgt, vermittelte zu den ursprünglich in Straßenflucht anschließenden Häusern. Die beiden Giebel zur Schanzenstraße sind im Wechsel von sichtbarem Backstein und verputzten Flächen als gotisierende Industriearchitektur ausgeführt. Große Rundfenster durchbrechen die Giebel, die unsaniert noch etwas von der industriellen Patina bewahrt haben. Während an der stadtseitigen Flanke noch eine Blendengliederung angelegt wurde, sind Rück- und abgewandte Seitenfront völlig schlicht. Der Innenraum der zweischiffigen Halle ist an zwei Seiten von Emporen umgeben. Seit den 30er Jahren außer Betrieb und als Lager genutzt, wurde der Bau Mitte der 80er Jahre für Musikveranstaltungen umgebaut und trägt den Namen E-Werk.
Bauzeit: 1904|5

Weitere Informationen finden Sie hier: E-Werk
Martin & Pagenstecher
Schamottsteinfabrik
Schanzenstr. 21 | 23


Nach der Stillegung der 1873 gegründeten Schamottsteinfabrik wurden die Betriebsgebäude durch unterschiedlichste Nutzer belegt. Die zweigeschossige Ofenhalle der 20er Jahre mit ihrer dreischiffigen, expressionistisch anmutenden Betonbinderkonstruktion nahm eine freikirchliche Gemeinde mit Versammlungsraum und andere Einrichtungen bis hin zur Kindertagesstätte auf. Heute ist die Ofenhalle ein Bürogebäude. Der anschließende Siloturm aus den 50er Jahren wurde nach dem Umbau durch den Architekten Reinhard Angelis etagenweise vermietet; in das oberste, überhöhte ehemalige Maschinengeschoß mit Verglasung der Längsseiten und einer Metallbühne zog das Atelier des betreuenden Architekten ein. Als "Roter Turm" ist das Silogebäude zum markanten Mittelpunkt des umgenutzten Gewerbeareals geworden.
Bauzeit: 1925|26; 1956|57; ab 1990

Weitere Informationen finden Sie hier: Martin & Pagenstecher
Felten & Guillieaume
Kabel- und Drahtwerk
Schanzenstr. 22–30 | Carlswerkstraße


Die über dreihundertjährige Geschichte der Weltfirma Felten & Guilleaume eröffnet aufschlussreiche Einblicke in den Wandel der Wirtschaft, zugleich spiegeln zahlreiche originale Bauten auf dem ausgedehnten Werksgelände in Köln-Mülheim die Entwicklung des Industriebaus.

Keimzelle des Unternehmens ist die ab 1682 nachweisbare Seilerei von Hartmann Felten, der nahe dem Kölner Hahnentor ein Geschäft für Seile und Bindfäden unterhielt. Das später so erfolgreiche Unternehmen gründete Johann Theodor Felten mit seinem Schwiegersohn Carl Franz Guilleaume 1820 am Kartäuserwall. Schlüssel zum Erfolg wurde das 1834 im Harzer Bergbau erfundene Drahtseil, das den Abbau in größeren Tiefen bei höheren Förderlasten ermöglichte. Als erste Drahtseilfabrik des Kontinents belieferte Felten & Guilleaume neben dem Bergbau die Rheinschifffahrt, den Brücken- und den Seilbahnbau. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus der Drahtherstellung das andere Standbein der Firma: die Kabelproduktion.

Da innerhalb Kölns zu wenig Fläche verfügbar war, ließen Emil und Franz Carl Guilleaume ab 1872 am rechten Rheinufer in der Stadt Mülheim das „Carlswerk“ errichten, das 1874 den Betrieb aufnahm. Architekt war Jean Wüst. Die Halle des Gründungsbaus, später als Drahtzugfabrik I / II genutzt, hatte eine Schauseite zur Schanzenstraße, von der heute noch der Westgiebel mit prägenden Rundbogen über Nischen, Fenstern und Toren steht. In der Giebelmitte ist im unteren Inschriftenfeld schwach der Text „Drahtseilerei von Felten & Guilleaume“ zu erkennen. Auch mehrere Metallsprossenfenster sind erhalten, insbesondere in der nördlichen, originalen Längswand.

Die erste Kabelfabrik, später „Kabelwerk II“ genannt, entstand 1876–77, als der reichsweite Aufbau eines unterirdischen Telegrafennetzes den Absatz ankurbelte. Am heutigen Gebäude ist allerdings nur der erst 1890 errichtete Ostflügel aus Backstein bewahrt geblieben, den im Oberschoss erneut Rundbogen- und in den beiden unteren Stockwerken Segementbogenfenster prägen. Innen zeigt das „Stuntwerk“ noch den typischen, alten Industrieraum.

Mit dem Aufkommen des Telefons ab 1876 wurden Kabel aus dem besser leitenden Kupfer statt aus Eisen gebraucht. Felten & Guilleaume erbaute eine Kupferhütte und ergänzte sie 1896–1901 um ein Kupferwalzwerk. Glühende Rohkupferblöcke walzte man dort zu Drähten aus, die dann in der Zieherei dünner und länger wurden. Aus der Ostfassade an der damals noch öffentlichen Zehntstraße sticht das mittlere Hallenschiff hervor, weil sein riesiges Rundbogenfenster den schlichten Giebel beinahe zu sprengen scheint.

Bei der weiteren Expansion des Draht- und Kabelwerks Felten & Guilleaume ging erstmals ein größerer Anteil Aktien aus der Familie in andere Hände über. Mit Emil und Walter Rathenau als Vertretern der AEG saßen dann zwei der bedeutendsten deutschen Unternehmer im Aufsichtsrat. Beim Ausbau des Carlswerks wurde die Zehntstraße ins Gelände einbezogen und dafür weiter östlich die Carlswerkstraße mit der langen Werksmauer angelegt. An der Schanzenstraße errichtete Heinrich Fürth, der neue Architekt des Unternehmen, 1906 noch in zurückhaltenden Formen das Direktionsgebäude: einen dreigeschossigen Backsteinbau, im Erdgeschoss mit gelblichem Werkstein verblendet und an Gebäudekanten und um die Fenster ebenfalls durch hellen Stein akzentuiert. Am Fuß der Treppe, die sich um ein großzügiges, wie ein Lichthof ausgebildetes Treppenauge zieht, stand in einer Nische eine Büste von Franz Carl Guilleaume. Dass die folgenden Neubauten ungleich spektakulärer ausfielen, zeigt das neue Selbstverständnis der Firmenleitung, geht aber auch auf die Stadt Mülheim zurück, die an der Schanzenstraße eine repräsentative Gestaltung wünschte.

Die wuchtige Fassade der 1910 geplanten Hauptverwaltung wird gegliedert durch den Wechsel mächtiger Wandpfeiler aus Backstein mit hellen, von großen Fenstern durchbrochenen Putzflächen. Sie ähnelt der in Berlin von Peter Behrens für AEG und später von Hans Hertlein für Siemens entwickelten Pfeilerarchitektur. Die Respekt einflößende Wirkung entsteht durch monumentale, aber klare, geometrische Formen und nicht durch Ornamentik und Bauschmuck. Insofern deutet sich hier der Übergang vom historistischen Bauen zu den klaren Linien der architektonischen Moderne an. Den Gesamteindruck des ursprünglich viergeschossigen Baus haben die beiden 1950–51 aufgesetzten oberen Stockwerke allerdings verändert.

In noch sachlicheren Formen entstand 1913–14 unmittelbar südlich der Direktion der Stahlskelettbau des Kabelwerks I. Die Sprossenfenster nehmen nun den gesamten Raum zwischen den Backsteinpfeilern ein, die Putzflächen sind auf waagerechte Streifen reduziert, die den Wechsel der Geschosse markieren. An die historisierende Formensprache erinnern am ehesten noch die kräftigen, waagerechten Gesimse und die gegenüber den beiden Seitentrakten zurückspringende Mittelfront. Nach dem Krieg hat man auch hier das originale Dach durch zwei neue Geschosse ersetzt. 2004–05 wurde das Gebäude für Studios und Büros umgebaut.

Um die Versorgung mit Kohle und Stahl zu sichern, kaufte sich der Konzern vor dem Ersten Weltkrieg in die Montanindustrie ein. In einem folgenreichen Schritt überließ man dem luxemburgischen Stahlhersteller ARBED für die Lieferung von Halbzeugen ein beträchtliches Aktienpaket. Nach dem Krieg übernahm der Konzern die Firma Meirowsky & Co in Porz, die den Namen „Dielektra“ erhielt, und Clouth in Köln-Nippes. Am Mülheimer Schlackenberg wurde ein neuer Werkshafen gebaut. Nach der Weltwirtschaftskrise kam es 1930 zur strategischen Aufteilung des Konzerns in die Bereiche „Kupfer und Kabel“ sowie „Eisen und Stahl“ für die Drahtherstellung.

Der Zweite Weltkrieg brachte die Produktion nur kurz zum Erliegen. Danach entwickelte sich insbesondere durch eine Tochterfirma für Fernmeldeanlagen eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem niederländischen Philips-Konzern. Davon zeugt das neue, 1955 fertiggestellte Kupferwerk mit einer Halle für das Kupferdrahtziehen sowie Büros und Forschungslabors sowie das Kabelwerk III. Da auch der Bereich Drahtseile wieder florierte, wurde 1956 die Neue Seilerei erweitert. 1969 übernahm Philips von ARBED die Aktienmehrheit im Bereich „Kupfer und Kabel“. 1979 wurde das Kölner Werk in die „Philips Kommunikations-Industrie“ eingegliedert, geriet in den großen Umbruch der Kommunikationstechnik und wurde 2007 schließlich von der dänischen nkt-cabels an ein Immobilienunternehmen verkauft.

Der Bereich „Eisen und Stahl“ dagegen rutschte in den Niedergang der europäischen Schwerindustrie, produziert aber als Tochter der Saarstahlgruppe unter dem Namen „Drahtwerk Köln“ noch am alten Standort. Der größte Teil des Werksgeländes von Felten & Guilleaume befindet sich im Strukturwandel. Die seit 1980 verkauften Gebäude und Hallen wurden überwiegend unter Nutzung der historischen Substanz in Büros oder Produktionsstudios für die Medienbranche umgewandelt.

In der Anfangszeit kamen viele Arbeiter aus dem ländlichen Umfeld, wo sie eigene Häuser besaßen. Doch das änderte sich mit der rapide wachsenden Belegschaft und führte zum Bau einer Meister- und Arbeitersiedlung. 1883 waren über 1000, vor dem Ersten Weltkrieg schon mehr als 6000 Arbeiter bei Felten & Guilleaume tätig. Das Unternehmen errichtete zunächst für die mitgebrachte Stammbelegschaft zehn Einzelhäuser in der Zehntstraße, die damals noch die Bergisch Gladbacher Straße mit der Schanzenstraße verband. Später wurde sie in das Werksgelände einbezogen – bis auf das Stück zwischen Bergisch Gladbacher Straße und Holweider Straße, in dem heute noch eine Zeile eineinhalbgeschossiger Reihenhäuser steht, die als „Meisterhäuser“ bekannt sind. Mehrgeschossige Arbeiterwohnhäuser mit schlichten Backsteinfassaden entstanden auch an der Holweider Straße und der Keupstraße.

Kern-Bauzeit: 1874–1956

Architekten Jean Wüst, Heinrich Fürth u.a.

Weitere Informationen finden Sie hier: Felten & Guilleaume
Stahlhandel Drösser
Brauerei und Mälzerei
Ackerstraße 144


Das heutige Stammhaus der Stahlhandelsgruppe Drösser wurde um 1870 als Brauerei und Mälzerei für die Firma „Börsch & Hahn“ errichtet. Im Jahre 1887 firmierte Börsch & Hahn als „Mülheim-Niedermendiger Aktien-Brauerei und Mälzerei“ (in Kellern im Mendiger Vulkangestein hielten Brauereien das Bier im Sommer kühl). Nachdem während des Krieges wohl wegen Rohstoffmangels die Produktion eingestellt werden musste, ging das Unternehmen 1918 in Konkurs.

Das Fabrikareal begrenzen zur Straße zwei Backsteinhäuser, dazwischen steht ein hell verputzter Bau, dessen vorspringender Giebel mit einem Pferdekopfmedaillon geschmückt ist. Im Osten schließen zwei Hallen mit Backsteinfronten den Fabrikhof ab. In diesem Komplex wurde die gesamte industrielle Bierproduktion abgewickelt, von der Mälzerei über die Brau- und Gärprozesse bis zur Lagerung und Abfüllung. Auch die Fassmacherei und der Fuhrpark waren hier untergebracht. Besonders eindrucksvoll sind die hohen Gär- und Lagerkeller mit Kreuzgratgewölben unter den östlich vom Fabrikhof gelegenen Hallen.

Zwischen der Fabrik und der Bergisch Gladbacher Straße weiter nördlich erhebt sich in einem umzäunten Park eine spätklassizistische Villa. Nach dem Mitbesitzer der Brauerei als „Hahnenburg“ bezeichnet, braucht der Bau keinen Vergleich mit den prachtvollen Wohnsitzen der Mülheimer Industriellen am Rheinufer entlang der Düsseldorfer Straße zu scheuen. In der Mitte der zweigeschossigen, symmetrischen Eingangsfassade öffnet sich eine hohe, dreiteilige Arkade, deren Rundbögen die Fenster im ersten Geschoss wieder aufnehmen. Gestufte Putzflächen gliedern die Wände. Die Schauseiten von Villa und Fabrik sind auf die Stadt Mülheim ausgerichtet, wurden davon allerdings später durch einen Bahndamm getrennt.

Peter Drösser meldete im Jahr 1919 den „An- und Verkauf von Dampfkesseln, Maschinen sowie ganzer Fabrikeinrichtungen“ als Gewerbe an. Für die große Menge an Alteisen und Schrott, die nach dem Ersten Weltkrieg gesammelt und zum Wiederverkauf aufbereitet werden musste, war das brachliegende Grundstück der Brauerei optimal. Bald konnte er sein Unternehmen um den Handel mit Stahlrohrprodukten erweitern. Nach seinem Tod 1924 übernahm sein Schwiegersohn Robert Bopp die Leitung.

Die Firma errichtete an der Ackerstraße neben den Brauereibauten mehrere Hallen für Lager und Verarbeitung, nahm auch den Handel mit fertigen Tür- und Fensteranlagen aus Metall und Kunststoff auf und eröffnete 2004 an der Ackerstraße die erste „Pro-Kilo“-Verkaufsstelle für Metallwaren. Heute ist das auf zahlreiche Standorte angewachsene Unternehmen in fünfter Generation in Familienhand.

Bauzeit: um 1870

Walther & Cie
Fabrik für Kessel und Sprinkleranlagen
Waltherstraße 49 | Leskanpark


1904 siedelte die Kesselschmiede des Ingenieurs Walther aus Kalk auf ein weiträumiges Gelände nahe dem Bahnhof Dellbrück an der Eisenbahnlinie Mülheim – Bergisch Gladbach über. Hier, in der erst 1914 nach Köln eingemeindeten Bürgermeisterei Merheim im Landkreis Mülheim am Rhein, fand sich noch bezahlbares Industriegelände mit Eisenbahnanschluss und ein aufstrebender Vorort mit guten Lebensbedingungen für die Mitarbeiter. Im gleichen Jahr wurden die alten Orte Thurn, Strunden und Hagedorn zusammengelegt und erhielten den Namen Dellbrück, den bis dahin hauptsächlich Postamt und Bahnstation trugen.

Um 1905 wurde die 1868 auf Drängen der Bergisch Gladbacher und Bensberger Unternehmerschaft angelegte Bahnstrecke kreuzungsfrei ausgebaut und der Bahnhof erweitert. Weitere Unternehmen siedelten sich an: Die Chemische Fabrik Traine & Hellmers, deren Beamtenwohnhaus an der Diepeschrather Straße 3/3a erhalten ist, die aus Mülheim verlagerte Fabrik für feuerfeste Steine Möhl & Co und die bedeutenden Kölner Marmorwerke.

Den Grund-Baubestand der Firma Walther bildeten eine Zeile niedriger Werkstattbauten, ein zweistöckiges Verwaltungsgebäude sowie die Maschinenhalle, die später auf doppelte Größe erweitert wurde. Schon früh bot das Unternehmen neben Kessel- auch Sprinkleranlagen an, für die besonders die brandgefährdeten Textilfabriken dankbare Abnehmer waren. Von den 1920ern bis in die 1950er Jahre wurden die Firmenbauten um weitere Hallen ergänzt, darunter die dreischiffige Sprinklerhalle mit ihrer fast symmetrischen, von zahlreichen Fenstern durchbrochenen Backsteinfassade. In Bahnhofsnähe entstand ein Kesselhaus, das neben der Versorgung des Werks auch zur Erprobung und Vorführung der eigenen Kessel-Produktion diente. Die eindrucksvolle kubische Gestaltung mit glatten Backsteinwänden, weit auskragenden Betongesimsen und weißen Fensterrahmen findet sich im rückwärtigen Hallenkomplex wieder.

Mittlerweile führte die schrittweise Verkleinerung des Betriebs zur Umnutzung des Geländes, für die der Baubestand nach und nach modernisiert wird. Auf den Dächern entstand eine der größten Solaranlagen Kölns, in die alten Werkshallen wurden unter anderem Büros und eine Kletterhalle eingebaut. Die auf Feuerschutz spezialisierte Firma TOTAL-Walther, die vom Tyco-Konzern übernommen wurde, unterhält noch einen Standort an der Waltherstraße.
Straßenbahndepot und Museum
Straßenbahndepot
Gemarkenstr. 139


Noch vor der Eingemeindung Dellbrücks 1914 ließ die Stadt Köln eine elektrische Kleinbahnlinie von Deutz über Buchheim, Holweide und Dellbrück nach Bergisch Gladbach bauen, die 1906 fertig gestellt war. Sie folgte weitgehend dem Flusslauf der von Osten kommenden, damals noch von vielen Mühlen genutzten Strunde. Etwas östlich von Dellbrück, nahe der geplanten neuen Stadtgrenze, wurde für die Kleinbahn am Waldrand ein Wagendepot mit „Beamtenwohnhaus“ errichtet.

Die ehemals sechsgleisige Halle des Depots trägt ein Dach aus einer leichten Eisenkonstruktion mit sichelförmigen Trägern, dünner Betondecke und einem zentralen Oberlicht am First. An der Rückseite zum Wald hin ist noch die ursprüngliche Giebelform in Jugendstilmanier erhalten: Zwei mehrfach geschweifte Schrägen schwingen sich hinauf zu einem mächtigen Natursteinblock. Backsteinstreifen gliedern die verputzte Wand, an der Spitze über dem großen Giebelfenster thront ein großes kölnisches Stadtwappen, das unübersehbar die städtische Baumaßnahme und den damals noch nicht eingelösten territorialen Anspruch Kölns markiert. Während geschlossene Blendrahmen das Erdgeschoss der Hallenrückseite strukturieren, sind in die Seitenwände Fenster eingefügt. Die Einfahrtsseite hatte ursprünglich sechs Einzeltore, ist nach Erneuerungen heute aber auf ganzer Breite geöffnet.

In den 1990er Jahren wurden Abstellflächen und Wartungsbetrieb nach Merheim verlagert und das Gebäude zur Bahnsteighalle der Endstation mit vier Gleisen und zwei Bahnsteigen umgebaut. Die 1926 im Norden ergänzte zweite Halle des Depots dient jetzt als Fahrzeughalle und Veranstaltungsraum des Straßenbahnmuseums der Kölner Verkehrsbetriebe. Zwischen den Hallen liegt eine Gaststätte mit Biergarten. Die ehemalige Wendeschleife um das Depot wird heute vom Museum genutzt. Aus der eingleisigen Trasse durch den Thielenbrucher Forst nach Bergisch Gladbach ist ein Waldweg geworden.

Zwischen dem Bahnhof und der Bergisch Gladbacher Straße weiter nördlich entwickelte sich etwa ab 1900 ein Villenviertel mit der Thielenbrucher Allee als Hauptachse. Neben gründerzeitlichen Villen und Landhäusern im Heimatstil finden sich hier auch bemerkenswerte moderne Wohnhäuser der 1920er Jahre. Viele der oft liebevoll gepflegten Bauten stehen unter Denkmalschutz. Etwas südlich des Bahnhofs auf der Ostseite der Brambachstraße wurden um 1920 bescheidene Doppelhäuser für Bahnangestellte errichtet.

Bauzeit: 1906, 1926

Besichtigung des Museums

http://www.hsk-koeln.de/german/oeffnungszeiten/index.html
Radium
Gummiwerk
Hatzfeldstraße, Grafenmühlenweg


Die Firma wurde 1904 als „Radium Rubber Limited“ von den Kölner Unternehmern Christen und Vogel gegründet. Der Name sollte einerseits an den guten Ruf britischer Gummiwerke anknüpfen, die in der Verarbeitung des Naturrohstoffs Kautschuk zu Gummiprodukten führend waren, andererseits die Bekanntheit des 1898 von Marie Curie entdeckten Elements Radium nutzen. Nach wenigen Jahren wurde die Bezeichnung aber in „Radium Gummiwerke“ umgeändert.

Das Unternehmen bezog die Räume eines kurzlebigen Vorgängers, der Fahrradfabrik Lennartz, die sich auf dem Gelände der ehemaligen Gräfenmühle niedergelassen hatte. Die Gräfenmühle, einst landesherrliche Kornmühle, gehörte zu den zahlreichen von der Strunde angetriebenen Wassermühlen im rechtsrheinischen Vorland des Bergischen.

1909 konnte das Unternehmen moderne Neubauten entlang der Hatzfeldstraße und dem Grafenmühlenweg errichten lassen. Die Entwürfe für die dreigeschossigen Betonskelettbauten mit großen Fenstern und hohen Mansarddächern lieferte Oskar Lindemann aus Bergisch Gladbach. In den 1920er Jahren beteiligten sich die Kölner Gummiwerke Clouth und der Kaufhauskonzern Leonhard Tietz an dem Unternehmen. Für Tietz stellte die Firma Massenwaren wie Badehauben und Wärmflaschen her. Mitbegründer und Direktor Wilhelm Vogel konnte sich Anfang der 1920er Jahre eine stattliche Villa leisten, die der Kölner Architekt Camillo Friedrich nahe der Fabrik an der Ecke Mielenforster Straße/Thurner Kamp baute. Tietz-Hausarchitekt Georg Falck gestaltete 1928 in Formen der „Weissen Moderne“ einen neuen, die Strunde überbrückenden Verbindungsbau zwischen den Fabrikflügeln. Ab den 1930er Jahren profitierte die Firma von der Herstellung von Kriegsmaterial, z.B. Luftschutzmasken. An die Zwangsarbeiter, die während des Krieges eingesetzt wurden, erinnert eine Gedenkstätte an der Stelle des Barackenlagers auf dem heutigen Ostfriedhof.

In der Nachkriegszeit ging Absatz von Gummiprodukten durch das Aufkommen von Kunststoffen auf Rohöl-Basis rapide zurück. 1976 musste das Unternehmen schließen. Während die alte Lennartzsche Fabrik abgebrochen wurde, baute man die jüngeren Geschossbauten in Wohnungen um. Auf dem übrigen Werksgelände entstanden Wohnhäuser und Gewerbeflächen.

Bauzeit: 1904, 1909, 1928

Architekten: Oskar Lindemann, Georg Falck
Blauer Hof
Gemeinnütziger Wohnungsbau
Heideberger Str. | Dortmunder Str.


Der Blaue Hof war das erste Bauvorhaben, das die GAG auf dem im Jahre 1926 erworbenen "Kalkerfeld" durchführte. Der eigentliche Blaue Hof wird begrenzt von der Kasseler Str., der Dortmunder Str., der Hertzstr. und der Waldecker Str. Ergänzt wird die Siedlung durch einen weiteren, südlich gelegenen Hof, der an die Heidelberger Str. grenzt.

Durch die auf der Heidelberger Straße verlaufende Straßenbahnverbindung nach Mülheim oder Köln und nach Bergisch-Gladbach war die Siedlung wie das gesamte Kalkerfeld von Anfang an gut angebunden. Die Versorgung der Bewohner wurde durch von Anfang an geplante und errichtete Ladenlokale sichergestellt.

Der Zugang zu der im Inneren gelegenen Grünfläche erfolgte durch einen von markanten Eckbauten gesäumten Eingang an der Kasseler Straße. Die allgemein zugängliche Grünfläche, die der Erholung der Bewohner diente, lag etwas tiefer als die Trockenflächen direkt an den Häusern und war durch eine Böschung und Zäune von diesen getrennt.

Die Architekten Wilhelm Riphahn und Caspar Maria Grod, die gemeinsam für die Planungen und den Bau verantwortlich waren, errichteten den Komplex im " Internationalen Stil". Beide Architekten führten auch gemeinsam die Gesamtplanung für das "Kalkerfeld" durch. Dabei ermöglichten sie durch Ausrichtung des Baublocks in Nord-Süd-Richtung optimale Belichtung und durch die große Grünfläche im Inneren gute Durchlüftung und hohen Erholungswert für die Siedlung. Bei der farblichen Gestaltung wirkte der konstruktivistische Kölner Maler Heinrich Hoerle mit.

Für jede Wohnung war eine Loggia vorgesehen. Alle Wohnungen hatten eigene Toiletten und die größeren wurden mit einem Bad ausgestattet. Die Siedlung wurde ursprünglich für ärmere, kinderreiche Familien gebaut, die dem Bau der Mülheimer Brücke weichen mussten. Durch den geräumigen Innenhof und die Loggien zu jeder Wohnung waren diese lichterfüllt und luftig. Die Bevölkerung sollte gesunde Wohnungen mit Zugang zur Natur erhalten.

Die seit 1988 als Baudenkmal eingetragene Siedlung wurde zwischen Juni 2006 und April 2010 komplett saniert. Dabei wurde der Wohnraum den heutigen Anforderungen angepasst. Alle Wohngebäude erhielten neue Flachdächer, eine 6 cm starke Wärmedämmung und Heizungen die bis dato nicht vorhanden waren. Die straßenseitigen Fassaden erhielten einen weißen Anstrich, zudem wurden rote Sprossenfenster verwendet. Die zum Innenhof liegenden Fassaden wurde in zwei verschiedenen Blautönen gestaltet – dort wurden weiße Sprossenfenster verwendet. Mit diesen Maßnahmen wurde das Siedlungsbild dem Ursprungsplanungsstand des Jahres 1926 angeglichen.

Weitere Informationen finden Sie hier: Blauer Hof
ACLA
Kolben & Riemenfabrik
Heidelberger Str. | Frankfurter Str.


Die schon 1829 van Abraham Cahen-Leudersdorff, Vorsteher der jüdischen Gemeinde zu Mülheim am Rhein, gegründete Lederfabrik siedelte sich um 1900 auf einem Gelände an der Frankfurter Straße mit einer Erweiterung an; Haupterzeugnis des Unternehmens waren zu dieser Zeit Ledertreibriemen für die Transmissionsanlagen der Fabriken. In Ergänzung zu den ersten Bauten entstand 1922|23 die schon während des Ersten Weltkriegs projektierte "Kolben- und Riemenfabrik" des Architekten Hans Erberich. Obwohl im Innern dreigeschossig, ist der Bau im Äußeren als langgestreckte Halle mit Sockel und vertikal betonten Fensterreihen gestaltet. Im Sockelbereich ist in Backstein eine Quaderung angelegt, die mit einer angedeuteten Betonplatte abgeschlossen wird. Der Hauptteil der Fassade ist mit den Mitteln des Backsteinbaus plastisch bereichert: abgestufte Gewände und Rahmen gliedern die Flächen, deren endlose Fensterreihen an klassische Tempelbauten erinnern. Erberich als einer der ambitioniertesten Industriearchitekten seiner Zeit versucht die monumentale Gestaltung des Industriebaus mit einfachsten Mitteln zu erreichen.
Bauzeit: 1922–23
Architekt: Hans Erberich

Weitere Informationen finden Sie hier: ACLA
Weiße Stadt
Gemeinnütziger Wohnungsbau
Heideberger Str. | Cusanusstr.


1926 erwarb die Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Wohnungsbau (GAG) das sogenannte Kalkerfeld zwischen Buchheim und Kalk. Nach dem Blauen Hof (1926|27) entstand südlich der Heidelberger Straße von 1929 bis 1932 die Weiße Stadt, ebenfalls nach Plänen der Kölner Architekten Wilhelm Riphahn und Caspar Maria Grod. 1932 erfolgte auch die Benennung des gesamten Siedlungsgebietes als Buchforst.

Die „Weiße Stadt“ besteht aus Einfamilien-Reihenhäusern (am südlichen Rand) sowie etwa rechtwinklig zur Hauptstraße gelegene fünfgeschossigen Mietshauszeilen mit insgesamt 600 Wohneinheiten. Die parallelen Zeilen sind in kurzen Abschnitten gestaffelt und besitzen große Balkone, Dachterrassen und Flachdächer. Zur Heidelberger Straße hin schließen eingeschossige Ladenlokale an.

Die Katholische Pfarrkirche St. Petrus Canisius an der Ecke Cusanusstraße/Voltastraße wurde 1930/31 von den Architekten Wilhelm Riphahn und Carl Maria Grod als Teil der Weißen Stadt erbaut. Sie ist die einzige Kirche in Köln im Bauhausstil. In den Jahren 1942 bis 1944 wurde die Kirche zerstört. Den Wiederaufbau leiteten 1948 die Architekten Professor Dominikus und sein Sohn Gottfried Böhm. Die Innenraumausstattung wurde Anfang der 1990er-Jahre durch Maria Schwarz neu gestaltet.

Zur Behebung baulicher Probleme wurden einige der gewagtesten architektonischen Details entschärft; zudem erhielt die Siedlung eine Außenisolierung, die die ursprüngliche „Scharfkantigkeit“ und Klarheit der Volumen zurücknimmt. Trotzdem stellt die „Weiße Stadt“ in architektonischer Hinsicht den Höhepunkt avantgardistischen Siedlungsbaus in Köln dar, der entsprechend im nationalen Vergleich hervorgehoben wurde. Politisch und ästhetisch konservative Kreise setzten dieser Strömung jedoch alsbald – begünstigt durch die ökonomischen Einschränkungen aufgrund der Weltwirtschaftskrise – erfolgreich ein völkisch begründetes Siedlerideal entgegen.
Germaniasiedlung
Gemeinnütziger Wohnungsbau
Frankfurter Str. | Fuldaer Str.


Weil der von Eisenbahnstrecken umschlossene Stadtteil Kalk nach dem Ersten Weltkrieg keine Bauflächen mehr bot, wich die GAG für ihre Neubauten auf ein Gelände östlich des Viertels zwischen Eisenbahn und der Frankfurter Straße aus. Hier befand sich im späten 19. Jahrhundert ein Hüttenwerk mit dem Namen „Germania“, das der Straße parallel zur Eisenbahn und später auch der Siedlung den Namen gab.

Im Jahre 1913 war von der Stadt Köln sowie einer Reihe der bekanntesten Kölner Unternehmer die Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Wohnungsbau, kurz GAG, gegründet worden. Als nach dem Ersten Weltkrieg die ersten Siedlungen im Rechtsrheinischen entstanden, gehörte auch die Germaniasiedlung dazu. In mehreren unabhängigen Bauabschnitten, entworfen durch namhafte Kölner Architekten, entstanden zwischen 1919 und 1928 insgesamt 1400 Wohnungen. Auch experimentelle Bauverfahren kamen zur Anwendung; so wurden die Einfamilienhäuser entlang der Germaniastraße in dem von dem Bremer Bauunternehmer Paul Kossel entwickelten preiswerten Schüttbetonverfahren erstellt.

Insgesamt gilt die Siedlung baugeschichtlich als so bedeutend, dass sie im Jahr 2000 größtenteils unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der langen Bauzeit und der Vielzahl der beteiligten Architekten verdankt die Germaniasiedlung ihre architektonische Besonderheit: Die verschiedensten Baustile der Weimarer Republik finden sich hier vereint zu einem Gesamtwerk, das schon damals als vorbildlich für den städtischen Wohnungsbau galt.

Wie Menschen in der Siedlung früher wohnten, kann man in einer Museumswohnung erfahren, die von der GAG und dem Kölnischen Stadtmuseum im Paul-Schwellenbach-Haus gestaltet wurde. Mit einer originalgetreuen Einrichtung ausgestattet, bietet sie einen Einblick in das Alltagsleben der Menschen in den 20er Jahren. Ausgestellt sind außerdem historische Karten, Pläne und alte Fotos, die zeigen, wie die Germaniasiedlung vor fast 90 Jahren ausgesehen hat.
Sünner
Brauerei
Kalker Hauptstr. 260


1830 an der Deutzer Freiheit gegründet wurde die Brauerei Sünner 1860 auf das Gelände der ehemaligen Braunkohlenzeche Neu-Deutz (1856|57) verlegt. Die seither so genannte Zechenbrauerei besteht heute aus denkmalwerten Gebäuden aus der Zeit um 1890 und 1906|07. Auf dem Firmengelände ist noch der Schacht der Braunkohlenzeche erhalten. Er dient zur Versorgung der Brauerei mit Brauwasser. Besonders herausragendes Objekt im Denkmalbestand ist eine Dampfmaschine von im Sudhaus. Die Anlage wird noch heute als Brauerei genutzt.

Weitere Informationen finden Sie hier: Zechbrauerei Sünner
CFK
Chemische Fabrik
Kalker Hauptstr. 55


Das Unternehmen wurde 1958 unter dem Namen Vorster & Grüneberg gegründet. Über Jahrzehnte hinweg waren die Hauptprodukte Kalisalpeter und Düngemittel. Nebenprodukt war Soda als Grundstoff für die Glas- und Seifenfabrikation. Aus bescheidenen Anfängen mit 10 Arbeitern wuchs ein Betrieb mit ca. 800 Beschäftigten 1914 und etwa 1500 Beschäftigten 1939. Anfang der 1960er Jahre war der Höchststand mit rund 2000 Beschäftigten erreicht. Nach Einstellung der Produktion 1994 wurde das 35 ha große Gelände an die im Eigentum der Stadtsparkasse befindliche GSE Grundstücksentwicklungsgesellschaft verkauft. Aus einem städtebaulichen Wettbewerb zur Neuentwicklung des Geländes ging das Büro 3Pass Architekten siegreich hervor. Um einen zentralen Platz am Wasserturm sollte eine Mischung aus Wohnungen, Büros, Großkino und Läden mit einem Bürgerpark entstehen. Nur teilweise wurde dieses Konzept umgesetzt. Wesentliche Bestandteile der realisierten Planung sind das Polizeipräsidium, das Coloneum als Science Centre und die KölnArcaden.

In dem 27.000 m2 großen Einkaufszentrum KölnArcaden steht eingebunden in das Parkhaus als einziges erhaltenes bauliches Zeugnis der Chemischen Fabrik Kalk der 1904 erbaute Wasserturm. Der 42 Meter hohe Turm entstand nach einer Planung der Düsseldorfer AG für Eisen- und Ofenbau Alphons Custodis. Der sich nach oben verjüngende Turmschaft mit fünf Reihen Rundbogenfenstern trägt einen umkleideten Intze-Behälter mit einem Fassungsgehalt von 250 m3. 2004 wurde der Turm saniert. Nachdem Überlegungen für eine intensivere Nutzung des Turmes erfolglos verliefen, wurde auf Erdgeschoßniveau im Turm eine aus dem Bestand der Chemischen Fabrik Kalk stammende Schalttafel aufgestellt. Turm und Schalttafel sind Teil des Kalker Geschichtspfades, auf dem aufwendig restaurierte historische Technikobjekte von Kalker Firmen präsentiert werden.

Weitere Informationen finden Sie hier: Chemiefabrik Kalk
KALMAG
Werkzeugmaschinenfabrik
Vietorstraße 85 ff. | Wipperfürther Straße 29–31


Die „Kalker Werkzeugmaschinen-Fabrik von Breuer, Schumacher & Cie“ wurde 1871 gegründet. Louis Breuer war Sohn, Caspar Schumacher Schwiegersohn von Wimmar Breuer, dem Mitbegründer der Maschinenfabrik Humboldt. Das Unternehmen hatte ab 1874 seinen Sitz in der Vietorstraße, die von der Kalker Hauptstraße abzweigt. Um 1890 setzte mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland auch die Blütezeit der Firma ein. Statt einzelner Werkzeugmaschinen lieferte sie nun komplette Fertigungsanlagen. Spezialität waren dampfhydraulische Pressen, die in abstrakter Form auf den eisernen Mauerankern der um 1890 errichteten Hallen in der Vietorstraße dargestellt sind.

Die beiden stählernen Hallen, jede mit zwei Seitenschiffen, stehen mit ihren nach allen Regeln der Backsteinbaukunst plastisch durchgestalteten Blendgiebeln zur Straße. Mit stilisierten Ecktürmchen, Rund- und Stufengiebeln über der Mittelachse und Rundbogenfriesen unter den Dachtraufen zählen sie zu den prachtvollsten Fabrikbauten in Köln. Im Sinn der zeitgenössischen sozialen Reformbewegung wurde in die linke Fassade nachträglich ein riesiges Rundbogenfenster eingebaut, das möglichst viel Tageslicht an die Arbeitsplätze hereinlassen sollte. Die Bauten im hinteren Bereich an der Wipperfürther Straße dagegen zeigen die beruhigte Architektur der Zeit um 1900: Roter Backstein für die glatten Flächen wechselt mit gelbem Stein für Rahmen und Gesimse, die großen Fenster haben einfachere Formen.

1899 bekam die Firma den Namen „Kalker Maschinenfabrik AG“, seit 1914 auch kurz „Kalmag“. Sie musste während der Weltwirtschaftskrise 1932 schließen und in die Hallen zog das Unternehmen „Stahlbau Albert Liesegang“. Die Familie Liesegang betrieb in Köln mehrere Firmen, unter anderem für optische Geräte. Im Stadtteil Bayenthal war schon seit 1858 das Stahlbauunternehmen Wilhelm Liesegang beheimatet, das auch kleinere Arbeiten für die Kölner Pressa 1928 ausführte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Albert Liesegang am Wiederaufbau der Kölner Rheinbrücken beteiligt. Ende der 1970er Jahre übernahm das Ehrenfelder Kranbauunternehmen Stalvoss die Gebäude an der Wipperfürther Straße. In den Hallen an der Vietorstraße sind heute Oldtimer ausgestellt, teils auch zum Verkauf.

Bauzeit: um 1890–um 1910

Besichtigung http://scuderia-sportiva-colonia.de/de/ueber-uns

Weitere Informationen finden Sie hier: Chemiefabrik Kalk
Humboldt
Maschinenfabrik
Neuerburgstraße | Dillenburger Straße | Christian-Sünner Straße


Ein paar Bauernhöfe existierten schon 1003, doch Kalk blieb ein beschauliches Dorf, bis sich Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Industriebetriebe niederließen: Neben einigen Ziegeleien 1858 die Vorgängerin der Chemischen Fabrik Kalk und 1856 die „Maschinenfabrik für Bergbau von Sievers & Co“. Die Gründer Martin Gottfried Neuerburg, Wimmar Breuer und Hermann Dietrich Sievers entwickelten Maschinen für den Bergbau, z.B. Backenbrecher zum Zerkleinern von Steinbrocken und kontinuierliche arbeitende Kohlenwäschen. Die Firma breitete sich zwischen der alten Fernstraße im Norden (heute Kalker Hauptstraße) und der Bahnstrecke im Süden aus und wurde 1871 in die „Maschinenbau-Aktiengesellschaft Humboldt“ umgewandelt. Der Name, der an den Naturforscher Alexander von Humboldt erinnert, ging später auf das südwestlich angrenzende Wohnviertel über.

Nach einem ersten, rasanten Aufschwung brachte die Wirtschaftskrise 1873–74 das Unternehmen ins Trudeln. Die Sanierung leitete der vielseitig aktive Industrielle Eugen Langen. U.a. erweiterte er die Produktpalette um den Lokomotivenbau. In der Wirtschaftsblüte um die Jahrhundertwende boomte das Unternehmen wieder und verkaufte Hüttenwerke nach Südamerika, Goldwäschen in den Ural, Aufbereitungsanlagen nach Belgien und Frankreich. In Kriegsschiffen liefen Kältemaschinen, in Häfen arbeiteten Kräne und auf Bahngleisen rollten Loks von Humboldt. Nach dem Ersten Weltkrieg geriet der Konzern erneut in Schwierigkeiten. Der als „Sanitätsrat für kranke Werke“ bekannte Stahlindustrielle Peter Klöckner, der die Aktienmehrheit besaß, organisierte zuerst eine Interessengemeinschaft, dann die Fusion mit der benachbarten Gasmotorenfabrik Deutz und formte mit seinem Duisburger Stahlwerk 1938 daraus den Großkonzern Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD) mit Sitz in Duisburg und einer montanindustriellen Basis im Ruhrgebiet und in Lothringen.

Die Maschinenfabrik Humboldt gehörte zu den wichtigsten Herstellern von Stahlkonstruktionen in der Region. In Köln baute sie zum Beispiel die Halle I des Flughafens Butzweilerhof. Nach dem Rückzug von der Kalker Hauptstraße entstanden neue Verwaltungsgebäude an der Dillenburger Straße, die das Werksgelände von West nach Ost durchschneidet. Der Ausbau für die nationalsozialistische Kriegswirtschaft sah neben Neubauten wie Kasino, Hallenbad und Sportplatz vor allem die Produktion militärischer Güter vor, die dann im Krieg schwere Bombardements auf sich zog.

Während der Wirtschaftswunderjahre profitierte das Unternehmen von alten Stärken: In Köln lieferte man Stahlkonstruktionen für alle vier Straßenbrücken über den Rhein. In zwei Werksbauten rechts und links der Dillenburger Straße florierte der Traktorenbau. 1953 kam es zur Fusion mit der aus der Firma Van der Zypen & Charlier hervorgegangenen „Westwaggon“. 1986 begann jedoch der Niedergang und seit 2001 konzentriert sich das jetzt „Deutz AG“-genannte, verkleinerte Unternehmen auf sein Kerngebiet Motorenbau. Der Maschinenbau wurde unter dem Namen „Humboldt Wedag“ abgespalten.

Der Stadtteil Kalk wird heute durch das Einkaufszentrum auf dem Gelände der Chemischen Fabrik sowie Wohnhäuser und Einzelhandel an der Kalker Hauptstraße geprägt. Geht man von dort durch die Neuerburgstraße zum Humboldtgelände, stößt man auf eine Reihe Hallen für den Kleinmaschinenbau. Die vorderste, als zeitweilige Spielstätte des Kölner Schauspiels „Halle Kalk“ getauft, entstand 1906. Die Details der Längsseite an der Neuerburgstraße zeigen, mit welchem Aufwand um die Jahrhundertwende auch Industriebauten gestaltet wurden: Die Backsteinfassade gliedern senkrechte Pilaster aus gelbfarbigen Steinen, die sich nicht nur in der Farbe, sondern auch in der Mauertechnik von der glatten Wand unterscheiden. Je zwei Pilaster mit zwei Fenstern bilden ein Modul, das beliebig oft hintereinander gereiht werden konnte und die serielle Produktion im Inneren der Halle widerspiegelte. Da die flacheren Seitenschiffe des Gebäudes Glasdächer trugen und die Seiten des höher aufragenden Mittelschiffs ebenfalls verglast waren, muss es in der Halle sehr hell gewesen sein. Dominiert wird das Ensemble von der mittleren Halle mit dreigeschossiger Fassade, die 1906 errichtet wurde und in den 1960er Jahren zum Otmar-Pohl-Platz eine Stahlfachwerkfassade erhielt. Der letzte, südliche Teil entstand 1895 und wurde nach Kriegszerstörungen verändert wiederaufgebaut. Seitdem das Theater den Spielbetrieb wegen Einsturzgefahr der mittleren Halle 2015 eingestellt hat, ist die Nutzung des Baukomplexes ungeklärt.

Die Hallen für die Spezialgießerei, später für den Bau von Aufbereitungsanlagen genutzt, die mit zwei breiten Dreiecksgiebeln zur Dillenburger Straße ausgerichtet sind, entstanden1913–16. Die rechtwinklige Gliederung der Fassade mit vor- und rückspringenden Wandflächen könnte in Zeiten des historisierenden Bauens als Anspielung an Formen des Klassizismus verstanden worden sein. Die Stahlfachwerkfassade auf der Hofseite wurde 1930 hinzugefügt.

Auf der anderen Seite des Hofs liegen zwei 1914 erbaute Hallen für den Anlagenbau. Ihre zur Christian-Sünner-Straße gerichtete Längsseite zeigt unter dem Schriftzug „Humboldt“ ebenfalls eine durch vor- und zurückspringende Flächen strukturierte Fassade. Das historische Erscheinungsbild ist erhalten geblieben, obwohl die denkmalgeschützten Gebäude in die „Abenteuerhallen Kalk“ umgewandelt wurden. Im Rahmen eines Jugendhilfe-Projekts entstanden darin eine Kalthalle für Skater und eine Warmhalle mit einer Kletterwand und einem Ballspiel-Feld. Die neue Nutzung ist am ehesten auf der Giebelseite an dem pointiert über den Eingang gesetzten Betonvordach ablesbar.

Auf der gegenüberliegenden, südlichen Seite der Dillenburger Straße steht die 1906 errichtete und nach dem Krieg wiederaufgebaute Doppelhalle für die Eisenkonstruktionswerkstätten, die die Deutz AG für die Motorenproduktion nutzt. Folgt man der Straße weiter, findet man auf der nördlichen Seite das Gebäude für den Schlepperbau mit einem straßenseitigen Bürotrakt und der Produktionshalle dahinter. 1941–42 für die Herstellung von Einspritzpumpen von Flugzeugmotoren errichtet, diente die Halle nach dem Wiederaufbau zur Produktion der berühmten Deutz-Traktoren. Unterteilt in kleinere Einheiten, wird sie jetzt als „Technikhof Kalk“ von unterschiedlichen Gewerben genutzt. Den Erfolg des Traktorenbaus dokumentiert auch die 1960/61 auf der anderen Seite der Dillenburgerstraße errichtete Schlepperfabrik. Die Ostspitze des Werksgeländes markiert die Sauerstoffanlage mit Maschinenhaus, Abfüllkammer und Laderampe. Sie wurde 1939–40 gebaut, weil immer mehr geschweißt und dafür Sauerstoff gebraucht wurde. Heute sind hier Büros untergebracht. Westlich des Gebäudes steht ein Backenbrecher, im Kreisel davor ein Walzenbrecher, die an die Anfänge des Unternehmen im Bergbau erinnern.

Südlich der Bahnstrecke nach Gießen baute das Unternehmen 1871–73 in der Nassauer und der Usinger Straße 42 zweistöckige Siedlungshäuser für Mitarbeiter. Ihre Längsseiten zeigen zur Straße, dahinter liegen Gärten und Kleintierställe. Die wenigen, die den Krieg überstanden haben, wurden meist um ein Geschoss aufgestockt.

Kernbauzeit: 1901–16

Hagen
Akkumulatorenfabrik
Rolshover Str. 87–91


Unmittelbar an der Rolshover Straße steht der um 1890 entstandene, dreigeschossige Werkstattbau, dessen Außenfassade durch Wechsel von rotem und gelbem Ziegel sowie Ornamentfliesen gestaltet ist. Der Bau ist ebenso umgenutzt wie der mehrgeschossige Hofbau um 1905 mit seinem neubarocken Eckportal. Am anderen Ende des im übrigen sanierten Geländes der ehemaligen Batteriefabrik hat sich ein wohl um 1910 entstandenes Fabrikgebäude mit Tordurchfahrt erhalten. Das einst offene, hallenartige Innere dieses Baus wurde in verschiedene, um einen von Galerien durchzogene Mittelzone gruppierte Arbeitsräume unterteilt. Änderungen der Fassade wurden bewußt als moderne Eingriffe vorgenommen.

Weitere Informationen finden Sie hier: Akkumulatorenfabrik
Gremberghoven
Eisenbahnersiedlung
Rather Straße, Talweg, Hohenstaufenstraße, Frankenplatz


Zur Entlastung der bestehenden Kölner Güterbahnhöfe nahm die königlich preußische Eisenbahndirektion 1917 zwischen Kalk und Westhoven den ersten Teil des schon 1913 konzipierten Güter- und Verschiebebahnhofs Gremberg in Betrieb. Nach dem kompletten Ausbau bis 1924 war er der zweitgrößte in Deutschland. Für die Mitarbeiter wurde ab 1919 auf Porzer Gebiet eine Wohnsiedlung im Stil einer Gartenvorstadt errichtet. Nach umfangreichen Plänen des Eisenbahnbaurats Martin Kießling entstanden in einem ersten Bauabschnitt zwei lange, bogenförmige Häuserzeilen parallel zu Rather Straße und Talstraße sowie freistehende Einzel- und Doppelhäuser.

Die überwiegend ein- und zweistöckigen Gruppenhäuser entlang des Ovals zeigen sparsame Anklänge an einen ländlichen Barockstil. Fußwege erschließen die Gebäude und verbinden sie mit den Nutzgärten inner- und außerhalb des Ovals. Bis 1922 wurden auch der Frankenplatz und Teile der Hohenstaufenstraße bebaut. Statt mit der geplanten Schule wurde das Oval 1928–29 im Osten mit einem Riegel aus Mehrfamilienhäusern auf bogenförmigem Grundriss geschlossen; eine Sonnenuhr markiert die Mittelachse. Aufgrund erheblicher Kriegsschäden, bedingt durch die Bombardierung des Güterbahnhofs, musste die südliche Seite des Ovals um 1950 weitgehend neu errichtet werden. Weitere Mehrfamilienhäuser entstanden an der Stelle eines geplanten Personenbahnhofs sowie an Rather Straße und Talstraße.

Der Rangierbahnhof war nach erheblichen Bombenschäden erst 1958 vollständig wiederhergestellt. Mit einem Gleisbildstellwerk und einem Umformerwerk zur Stromversorgung der elektrifizierten Strecken auf dem rechten Rheinufer wurde er zu einem der leistungsfähigsten Rangierbahnhöfe Westdeutschlands.

Wegen der steigenden Bedeutung der Bahnanlagen wurde in den 1950er und 1960er Jahren auch die Siedlung erweitert. Neben Geschäften erhielt sie eigene Kirchen und eine Volksschule. Auf den anschließenden Flächen entstanden moderne Zeilenbauten und Hochhäuser. Seit die Belegung durch Eisenbahner 1995 endete, wird die Siedlung privatisiert und schrittweise modernisiert. Der historische Kern steht seit November 2003 als Ganzes unter Denkmalschutz.

Bauzeit: 1919–22, 1927–29, 1950 ff.

Architekt: Martin Kießling

Weitere Informationen finden Sie hier:
Motorenmuseum Deutz AG
Motorenmuseum
Ottostraße 1


Zur Gasmotorenfabrik Deutz, der ersten Motorenfabrik der Welt, gehörte zu Werbe- und Anschauungszwecken seit 1870 auch eine erste Motorensammlung. Mit dem Bau des neuen Verwaltungsgebäudes 1900 erhielt das Museum eigene Räume. Ab 1925 wurden der Öffentlichkeit dann 44 Motoren präsentiert, 28 aus Deutz und 16 fremder Herkunft. Im Zweiten Weltkrieg war die Sammlung ausgelagert, nach dem Bau des zentralen Verwaltungsgebäude der KHD 1964 bekam sie in einem eigenen Kubus ein großes Ausstellungsgebäude, in dem auch das Archiv untergebracht war.

1992 erhielt die Stadt Köln die Motorensammlung als Geschenk, weil Aussicht bestand, dass sie in einem eigenen Gebäude im Rheinauhafen präsentiert werden würde. Dort entstand stattdessen jedoch das Sport- und Olympiamuseum und die Sammlung ging 1997 zurück an das Porzer Werk. Zehn Jahre später wurde in einem Gebäude der Humboldt-Wedag schließlich das „Technikum“ eingerichtet.

Dort geben nun über 50 historische Motoren einen detaillierten Einblick in die Geschichte des Verbrennungsmotors. Die atmosphärische Gaskraftmaschine von 1867, Nikolaus August Ottos originaler Viertaktmotor von 1876, der erste kreuzkopflose Dieselmotor von 1898 und andere Exponate dokumentieren die Entwicklung der Motorentechnik und die bedeutende Rolle des Standorts Köln. Auch neuere Entwicklungen wie die erfolgreichen luftgekühlten Motoren der Magirus-Lastwagen präsentiert die Firma im „Technikum“. 60 Motoren sind als „Nationales Kulturgut“ der Bundesrepublik Deutschland gemäß UNESCO-Übereinkommen geschützt. Je zwei Motoren wurden als Leihgabe an das Kölner Stadtmuseum und das Odysseum in Köln-Kalk abgegeben.

Das Motorenmuseum befindet sich innerhalb des Werks und kann nur auf Anfrage in Gruppenführungen besichtigt werden. Einzelanfragen werden gesammelt. Nur zwei Personen bei der Deutz AG können die Motoren noch in Betrieb nehmen. Ersatzweise verdeutlichen Filme die Funktion der Motoren. Der Förderverein „Freunde der Motorensammlung Deutz e.V.“ organisiert Besucherprogramme, hilft bei der Gestaltung der Ausstellung und der Restaurierung der Motoren und betreut Erinnerungsorte der Motorenherstellung in Köln.

Besichtigung:

Anfragen für Gruppen von 10-20 Personen mit 2 Wochen Vorlauf unter:

https://www.deutz.com/ueber-uns/tradition-und-kultur/technikum/

Förderverein

http://fmd-koeln.de/foerderverein.html

Weitere Informationen finden Sie hier:
Siedlung Glashütte Germania
Bahnhofstraße, Concordiaplatz, Germaniastraße, Glasstraße


1899 beschloss die in Brüssel ansässige „Société Anonyme des Glaces Nationales Belges“, die seit 1891 eine bedeutende Flachglashütte in Saint Roch Auvelais bei Charleroi betrieb, eine Großinvestition, um das Unternehmen auf dem deutschen Markt zu etablieren. In dem neuen Werk wurden Produktionskapazitäten geschaffen, die der gesamten deutschen Flach- bzw. Spiegelglasproduktion entsprachen. Angesichts der nationalistischen Vorbehalte in Deutschland gegenüber frankophonen Unternehmen entschied man sich für den Firmennamen „Spiegelglaswerke Germania“. Die ersten 200 Facharbeiter kamen mit ihren Familien überwiegend aus Belgien. In Kombination von aufwändiger Handarbeit und zahlreichen Maschinen – insgesamt kamen 3.000 PS zum Einsatz – wurde 1905 die gigantische Menge von 325.000 qm poliertem Flach- bzw. Spiegelglas hergestellt.

Die einheitlich geplante Werksanlage mit Verwaltung, Kasino, Direktorenvilla und Wohnhäusern für Angestellte und Arbeiter ist einmalig in Köln. Von der Bahnhofstraße zwischen Urbach und Porz führen zwei parallele, ehemals werkseigene Straßen nach Süden zum Concordiaplatz. An dessen Längsseiten stehen sich der ursprüngliche Werkseingang, flankiert von Verwaltungsgebäude und Kasino, und die Wohnhäuser der leitenden Angestellten gegenüber. An der östlichen Schmalseite liegt in einem großen Park die Direktorenvilla. Unmittelbar an der Bahnhofstraße befand sich eine werkseigene Schule für die Kinder der Arbeiterfamilien. Die Reihenhäuser entlang der Glasstraße entspringen belgischen bzw. nordfranzösischen Traditionen, für den deutschen Werkssiedlungsbau jener Zeit waren sie ungewöhnlich, denn sie galten als schlecht mit Licht und Luft versorgt.

In den 1970er Jahren wurde die Zeile der Arbeiterreihen- und Beamtenhäuser auf der westlichen Seite der Glasstraße für eine neue Produktionsanlage abgebrochen. Heute stehen hier neue Wohnbauten. In den 1980er Jahren erwarben Einzeleigentümer die Häuser der Werkssiedlung. Der Erfolg der Glashütte Germania zog weitere Betriebe der Branche nach Porz, die bis heute einen wichtigen lokalen Wirtschaftszweig bilden. Die ehemaligen Spiegelglaswerke gehören heute zum französischen Konzern Saint-Gobain.

Bauzeit: 1899 ff.

Weitere Informationen finden Sie hier:
Hafen Zündorf
Hafen
Am Markt, Marktstraße, Gütergasse


Wie Hitdorf bei Leverkusen und die Stadt Mülheim gehörte Zündorf zu den Rheinhäfen des Herzogtums Berg. Über Jahrhunderte profitierte der Ort von einem natürlichen Hafen hinter der langgestreckten Rheininsel Groov, deren nördliches Ende an das Porzer Hochufer grenzt. Hier wurde hochwassersicher eine Siedlung angelegt, die heute durch den Wehrturm und die mittelalterliche Pfarrkirche St. Michael markiert wird. Dazwischen entstanden Kaufmannshäuser mit großen, teils in den Hang gebauten, gewölbten Lagerkellern und überwiegend aus Fachwerk konstruierten Obergeschossen. Viele Eigentümer waren Protestanten, die im katholischen Köln nicht gern gesehen waren. Bis heute bilden die Bauten um den zum Fluss hin offenen Marktplatz ein malerisches Ensemble. Mittelpunkt des Platzes ist die 1775 von ortsansässigen Schiffern gestiftete Johann-Nepomuk-Statue.

Zündorf war ein wichtiger Umschlagplatz für den Rheinhandel, weil es zur Umgehung des Kölner Stapelrechts diente. Handelsschiffe vom Ober- und Mittelrhein sowie von der Mosel wurden in Zündorf entladen, die Waren auf dem Landweg nach Mülheim transportiert und dort zur Weiterfahrt in Schiffe des niederrheinischen Typs verladen. Händler vom Niederrhein und aus Holland nutzten von Mülheim aus den umgekehrten Weg. Zwei Kräne auf dem Gelände vor der heutigen Gaststätte „Groov-Terrassen“ dienten dem Ladeverkehr.

Mit dem Ende des Stapelrechts 1831 und dem Aufkommen der Schleppschifffahrt verloren kleine Häfen wie Zündorf rapide an Bedeutung. Als die preußische Rheinstromverwaltung um 1850 das Südende der Insel mit dem Ufer verband, versandete der Rheinarm. Der Hafenbetrieb konzentrierte sich nun auf das Ufer nördlich des Ortes. Zwei Brauereien siedelten sich an. Einer ihrer historischen Keller im Uferhang dient heute als Bootshalle.

Um die Jahrhundertwende errichteten neue Industriebetriebe eigene Verladeanlagen zwischen Zündorf und Porz, so die Glashütte Germania und die 1874 gegründete Adelenhütte, die schon um 1900 wieder stillgelegt wurde, weil der Eisenabbau im Umland gegenüber der Konkurrenz der Minetteerze aus Lothringen und Luxemburg nicht rentabel war. Die Hütte wurde 1929 abgebrochen. Erhalten ist die um 1910 errichtete Arbeitersiedlung an der Kreuzung Rosenstraße/Irisweg.

Bauzeit: 11.–19. Jahrhundert

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