Kölner Westen
4711
Kölnisch Wasser-Fabrik
Venloer Str. 245


Die mit dem Stammhaus und dem Blau-Gold-Haus auch in der Innenstadt vertretene Markenfirma "Ferd. Mülhens 4711 Kölnisch Wasser" ließ mitten in Ehrenfeld unter Einbeziehung älterer Reste Anfang der 50er Jahre von ihren Hausarchitekten Koep neue Firmengebäude errichten, deren gemeinsames Kennzeichen die Vorhangfassaden in den Firmenfarben gold und türkisblau bilden. Gestalterischer Höhepunkt ist dabei das mit einem eleganten Halbrund endende Lager- und Versandgebäude, über dessen Ladezone ein über zwei Geschosse reichendes Fensterband aufsteigt und sich leicht zurückgestuft noch einmal wiederholt. Aber auch die Fassadenvariationen, die eleganten Treppenhäuser, Shedhallenbereiche und schließlich der Ende der 50er Jahre an der Venloer Straße errichtete Verwaltungsriegel sind wesentliche Teile dieser ungewöhnlichen Fabrikanlage. Nach der Verlagerung der Produktion wurden das Gelände mit den sanierten und umgenutzten Bauten durch ein Passagengebäude ergänzt.
Bauzeit: 1950; 1959 | 60
Architekten: Wilhelm u. Rudolf Koep

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Voss
Maschinenfabrik
Ehrenfeldgürtel 96


Unweit der Venloer Straße liegen die Werkshallen der einst lokal renommierten Kranfabrik Voss. Um einen kleinen Innenhof sind die hohen Fabrikhallen mit Kranbahnen und das Verwaltungsgebäude angeordnet. Rohe, karge Backsteinmauern prägen die Erscheinung des vergleichsweise kleinen Industriebetriebes. Mit dem Einzug eines Dekorationsartikelhandels begann die Erneuerung der Anlage: die mittlere Halle wurde zum Laden umgenutzt, ohne daß wesentliche Elemente der Halle verändert worden sind. Die linke Halle wurde zum teilweise auf zwei Ebenen nutzbaren Veranstaltungsort umgebaut. Nackte Backsteinwände und industriellen Relikte dienen als Hintergrund für kulturelle und kommerzielle Events.
Bauzeit: um 1885

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Bahnviadukt Ehrenfeld
Bartholomäus-Schink-Str.


Als eine der ersten Eisenbahnlinien des Rheinlandes durchquerte 1839 die Rheinische Eisenbahn den Bereich der damals noch zu Müngersdorf gehörenden Ortschaft Ehrenfeld (1839:erster Streckenabschnitt; Sept. 1841 Vollendung bis Aachen). Nur die Eisenbahn zwischen Düsseldorf und Elberfeld war im ersten Teilabschnitt bis Erkrath früher (1838, Vollendung bis Elberfeld 1841) fertig geworden. Anfangs nur bis zum Bahnhof Belvedere in Müngersdorf reichend, war die Stammstrecke der Rheinischen Eisenbahn schon mit den Anschlüssen nach Belgien (Brüssel, Antwerpen) und Frankreich (Paris) eine der wichtigen europäischen Fernbahnlinien.

Ehrenfeld profitierte von dieser Eisenbahn zunächst nur wenig. Erst als 1863 eine Güterstation eingerichtete wurde, entwickelte sich ein lebhafter wirtschaftlicher Aufschwung des Ortes. Zwei Jahre später wurde auch eine Haltestelle für den Personenverkehr eingerichtet und 1867|68 entstand ein stattliches Empfangsgebäude in spätklassizistischer Architektur. Die Kreuzungen vor und hinter dem Bahnhof waren an der Venloer- und Subbelrather Straße niveaugleich ausgebildet. Mit Fertigstellung der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn (KFBE) wurde der Bahnhof Ehrenfeld zu einem Abzweigbahnhof. Das Gleis dieser Nebenbahn wurde von Süden im weichen Kurvenschwung in den Bahnhof eingeführt. Ehrenfeld war der Übergabebahnhof, wo Braunkohle und Tonröhren aus Frechen auf die Staatsbahn verladen wurde. Bis 1899 kam noch die ebenfalls mit Ausgangspunkt in Ehrenfeld eröffnete Strecke nach Grevenbroich dazu, so dass in Ehrenfeld nun zwei Strecken, eine nach Norden, die andere nach Süden abzweigten.

1913 bis 1923 erfolgte der Umbau des Bahnhofs Ehrenfeld zum reinen Personenbahnhof mit gleichzeitiger Hochlegung der Gleise. Zwischen Subbelrather und Vogelsanger Straße entstand im ersten Bauabschnitt ein Viadukt in Betonkonstruktion. Ein Teilabschnitt des Viadukts war schon 1919 fertig gestellt. Doch erst am 11.12.1923 fuhren die ersten Züge über die hochliegenden Gleise. Der zunächst viergleisige Bahnhofsbereich erhielt 1927-28 nach Norden einen weiteren zweigleisigen Trassenzug ebenfalls auf Viaduktbögen, hier jedoch mit Gewölbebögen in Backstein. Erst 1931 war der Viadukt komplett fertig gestellt. Schon wenig später wurde die Anlage für ein zweites Gleis nach Grevenbroich noch einmal kräftig umgebaut. Die Arbeiten waren bis 1936 abgeschlossen. Zuletzt wurden für die neue Schnellzugstrecke nach Paris dem Viadukt in ganzer Länge im Norden weitere Bogenverlängerungen vorgelagert. Auch diese Gewölbeanstücklungen erhielten einen Unterbau in Viaduktform als Betonkonstruktion mit vorgeblendeten Ziegelbögen zur Bartholomäus-Schink-Straße.

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Helios
Fabrik für Elektroartikel und Kraftwerksausstattungen
Venloer Strasse 389


Die in den 1870er Jahren in der zeitweise selbständigen Industriestadt Ehrenfeld gegründete Fabrik für Elektrizitätsanlagen "Helios" gehörte am Jahrhundertende zu den experimentierfreudigsten Unternehmen dieser Art. Schon 1904 erlag "Der Helios" der Konkurrenz der Berliner elektrotechnischer Firmen. Man baute die ersten Wechselstromgeneratoren, Antriebe für elektrische Straßenbahnen und Leuchtfeuer. Als Symbol und zur Vorführung dieses Produktes errichtete man um 1895 einen Leuchtturm. Der Schaft trägt eine auf Konsolen auskragende Plattform, auf der sich bis zum Zweiten Weltkrieg ein "Versuchsleuchtfeuer" befand; 1996 wurde der Glaspavillon des Turms rekonstruiert. Neben dem markanten Leuchtturm sind vom "Helios", die riesige Werkshalle (1882), die heute verschiedenen Händlern als Ladenlokal dient, und das Verwaltungsgebäude mit einer eindrucksvollen Eisentreppe erhalten.

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Leyendecker
Blei- und Zinkwarenfabrik
Venloer Str. 429


Die Firma Leyendecker & Co. wurde 1843 in der Kölner Altstadt gegründet. 1869 verlegte Wilhelm Leyendecker (1835-90) den Betrieb nach Ehrenfeld an die Venloer Str. Leyendecker war 1879 bis 1888 Stadtverordneter der Stadt Ehrenfeld und 1880 bis 1890 auch Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Köln. Das Ehrenfelder Unternehmen war eine Bleiweißfabrik und produzierte seit 1854 auch Mennige. Zudem wurden Bleiröhren hergestellt. 1894 waren hier 146 Mitarbeiter beschäftigt.

Das Unternehmen Wilhelm Leyendecker & Cie wurde 1930 durch die Vereinigten Deutschen Metallwarenfabriken (VDM) übernommen, und 1942 in VDM-Halbzeugwerke GmbH, Köln umbenannt wurde. Die VDM, mit Firmensitz in Frankfurt am Main, produzierte insbesondere Leichtmetalle und war während des Krieges mit der Anfertigung von Flugzeugpropeller Teil der Rüstungsindustrie. In Köln wurden vor allem Zinkbleche, Zinkbänder, Zinkätzplatten und Zinkoffsetdruckbleche hergestellt.

Durch die Aufrüstung der Deutschen Luftwaffe stieg die Mitarbeiterzahl der VDM; in der Zweigniederlassung in Köln waren 1942 ca. 50 % der Mitarbeiter Zwangsarbeiter, die vorwiegend aus Russland, der Ukraine und Polen stammten. Das Lager für die Zwangsarbeiter wurde gemeinsam mit der Firma Mauser unterhalten.

Trotz umfangreicher Kriegsschäden konnte die Produktion am Standort Ehrenfeld nach dem Krieg wieder aufgenommen werden, wurde jedoch 1969 eingestellt. Anschließend wurden die Gebäude auf dem Gelände weitgehend abgebrochen und dort der Leo-Amann-Park angelegt. Benannt wurde der Park nach dem langjährigen Bezirksvorsteher im Stadtbezirk Ehrenfeld Leo Amann (1975–81).

Bei den Abbrucharbeiten wurde der ehemalige Wasserturm freigelegt. Als einer der ersten Industriebauten in Köln unter Denkmalschutz gestellt, übernahm die Ehrenfelder Karnevalsgesellschaft „Bürgergarde Blau-Gold“ das Bauwerk in Erbpacht und restauriert es als Vereinsheim mit dem neuen Namen „Blau-Gold-Turm“. Das um 1890 errichtete zweistöckige Gebäude aus Backstein ist mit rundbogigen Fenstern und Elementen der Festungsarchitektur wie Zinnen ausgestattet.

Erhalten blieb auch die ehemalige Werksmauer zur Venloer Str. und das Verwaltungsgebäude, in dem sich heute das Bürgerzentrum Ehrenfeld (Bütze) befindet.
Mälzerei
Malzfabrik
Hospeltstrasse 32


In der Ehrenfelder Hospeltstrasse hat sich zwischen jüngerer Wohnbebauung die einzige Malzfabrik Kölns erhalten. Malz ist gekeimte und geröstete Gerste, die zur Bierherstellung verwendet wird. Deshalb sind Malzfabriken häufig mit Brauereien verbunden oder befinden sich in ländlichen Gegenden, wie die Großmälzerei in Hürth-Kalscheuren.

Die unabhängige Malzfabrik in der Hospeltstrasse wurde im Jahre 189 von dem Malzmeister Philipp Schellenberg und dem Kaufmann Gottfried Zepp unter „Zepp & Schellenberg“ errichtet. Sie wechselte mehrmals den Besitzer und wurde nach Stillegung in den 1930er Jahren als Lagerhaus für die Städtischen Bühnen, später für die Firma 4711 genutzt.
Die ehemalige Malzfabrik besitzt einen charakteristischen Aufbau: an den Darrturm auf quadratischem Grundriß, mit abschließendem Gewölbe und dem charakteristischen „Dunstschlauch“ auf dem Dach, schließen sich ein zweigeschossiger Keller (zum Keimen der Gerste) und mehrere Lageretagen an, die auch die maschinelle Ausstattung enthielten, die allerdings bei der Stillegung verloren ging.

Die Fassade der Malzfabrik ist symmetrisch aufgebaut und wird von dem monumentalen, geschlossenen Volumen des Darrturms beherrscht. Der für Fabrikbauten typische Feldbrandstein der Fassaden wird durch Einfassungen, Streifen und Muster aus gelbem Backstein bereichert. Um 1995 wurde die Malzdarre durch den Architekten Wolfhard Kaul in Wohnungen und Büros umgebaut. Dabei wurden der hintere Bereich aufgestockt, die Fassaden gereinigt, Balkone an den Seitenflügeln angebracht und der Darrturm an den Seiten durch große Fenster geöffnet.
Scheele
Autofabrik
Vogelsanger Straße 321


Für die Anfang der 20er Jahre von der Aachener Straße nach Bickendorf verlegten Elektro-Automobilfabrik Scheele entwarf der Ritter eine Fabrikanlage, von der nur der erste Bauabschnitt umgesetzt wurde. Hubert Ritter, damals Mitarbeiter des Kölner Bauamts, wurde später gefeierter Stadtbaurat in Leipzig. Das verputzte zweigeschossige Verwaltungsgebäude, als linker Flügel eines zentralen Turmbaus gedacht, besitzt ein markantes Ecktreppenhaus scharf eingeschnittenen Fenstern; seine Gestaltung lehnt sich an die Festhalle Peter Behrens' auf der Werkbundausstellung von 1914 an. Die rückwärtigen Fabrikhallen sind eindrucksvolle Betonbinderkonstruktionen. Schon seit Ende der 20er Jahre diente der Bau dem städtischen Fuhramt als Betriebshof. Der Umbau in einen Büro- und Gewerbestandort steht bevor.

Weitere Informationen finden Sie hier: Elektromotorenfabrik Scheele
Siedlungen Gaswerk
Werkssiedlung
Vitalisstr. 330–362


Die wichtigste industrielle Ansiedlung im Kölner Nordwesten war das direkt an der Eisenbahn 1875 erbaute Gaswerk der Stadt Köln an der Widdersdorfer Straße. Gegenüber seinen drei Vorläufern in Köln und Ehrenfeld hatte die als mustergültig geltende Anlage den Vorteil eines direkten Bahnanschlusses für die aus dem Ruhrgebiet gelieferte Steinkohle. Kernstück des Gaswerks war das Ofenhaus mit langen Batterien von Retorten, in denen die Kohle seine flüchtigen Bestandteile - das Gas - im Schwelbrand abgab.

Zum Gaswerk gehörte die 1902|03 erbaute Arbeitersiedlung an der Vitalisstraße. Sie entstand aus einem wirtschaftlichen Motiv heraus: man wollte eine Stammarbeiterschaft heranbilden, um dem chronischen Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Hier wiederholte sich ein allgemein zum Bau von Arbeitersiedlungen führendes Motiv in der Industrie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Auch die Verwendung von Holzfachwerk war im Arbeitersiedlungsbau um 1900 weit verbreitet. Man wollte damit wegkommen vom Zweckmäßigkeitsstil vergangener Jahrzehnte und deutete zugleich ganz im Sinne romantischer Städtebauvorstellungen die Zuwendung zu dörflichen Bauformen an. Werksanlage und Siedlung standen also im Kontrast zueinander, verkörperten in ihren Formenwelten Stadt und Dorf.

Ebenso wurden die so genannten Beamtenwohnhäuser an der Widdersdorfer Straße aufgefasst. Sie waren räumlich eng dem Werk zugeordnet, weil man vom Führungspersonal in Störungsfällen sofortige Anwesenheit erwartete. Zugleich symbolisiert man hier allerdings auch eine hierarchische Ordnung: neben dem Verwaltungsgebäude das Haus des Betriebsinspektors, gefolgt von einem Doppelhaus für den Betriebsingenieur und den ersten Chemiker, dann erneut ein Doppelhaus für die beiden Gaswerksobermeister und ein Vierfamilienhaus für die vier Meister.
Im Verwaltungsgebäude mit dem schönen figürlichen Bauschmuck gab es auch eine Wohnung für den Betriebsassistenten und Obermaschinenmeister.

Weitere Informationen finden Sie hier: Gaswerksiedlung Vitalisstraße
Bahnhof Belvedere
Empfangsgebäude
Belvederestraße 147


Als Zielpunkt der ersten Abschnittes der Eisenbahnlinie Köln-Antwerpen und als Ausflugsgaststätte für "Lustreisende" ließ die "Rheinische Eisenbahn- Gesellschaft" 1839 dieses älteste erhaltene Bahnhofsgebäude im deutschsprachigen Raum errichten.
Der zweigeschossige, siebenachsige Putzbau mit flachem Walmdach und auffallend großen Fenstern atmet in vielerlei Hinsicht den Geist des Klassizismus. Dazu gehört der solitär wirkende, klare, quaderförmige Baukörper, über dem das flache, hinter einem kräftigen Dachüberstand zusätzlich optisch zurückstehende Walmdach (Ziegeldeckung) kaum eine Rolle spielt.

In der Vorderfassade wird die schlichte Großform akzentuiert durch einen dreiachsigen Mittelrisalit mit einem über alle drei Achsen reichenden Balkon mit kunstvoll geschweiften Konsolen im Obergeschoss. Die Fassade ist hinter dem Balkon besonders betont durch Pilaster. Balkon und Balkonbrüstung sind aus Holz und also noch nicht aus dem später für solche Bauteile gern verwendeten Gusseisen. Auf der Rückseite gibt es für die Großform des Gebäudes einen kräftigen Akzent durch das über beide Geschosse reichende Treppenhaus auf polygonalem Grundriss mit einem eingeschossig davor sich erstreckenden, ehemals offenen Umbau. Sonst sind die Fassaden ruhig mit hohen, schmucklos in die Fassade eingeschnittenen Rechteckfenstern über Natursteinsohlbänken gestaltet. Der Bau, in den Obergeschossen aus großformatigen Natursteinquadern gemauert und anschließend gestrichen wird außen geprägt durch das Netz der Steinfugen. Umlaufende Geschossgesimse über Erd- und Obergeschoss gliedern die Fassaden und verstärken die den Bau dominierenden Horizontallinien. Er ist mit einem parkartigen Garten verbunden.

Weitere Informationen finden Sie hier: Bahnhof Belvedere
Sidol
Chemische Fabrik
Eupener Str. 59


Das Unternehmen wurde 1903 in der Eifelstraße in Köln gegründet und 1911 an die Stadtteilgrenze von Braunsfeld|Müngersdorf verlagert. Die Fabrik entstand neu 1926|27 nach Entwurf von Otto Müller-Jena in Bauhaus-Formen. Entgegen der im Rheinland gebräuchlichen, vom Backsteinmassivbau geprägten Formensprache entwarf Müller-Jena ein Bauensemble in Eisenbeton. Die Entscheidung, die gesamte Anlage als Massivbau mit armiertem Beton zu konstruieren, fiel sowohl wegen der großen Feuersicherheit der Materialien, als auch aus produktionstechnischen Gründen, da die Eisenbetonkonstruktion die Aufnahme schwerer Lasten und die Überbrückung grosser Spannweiten ermöglichte. Aus den Nutzungsanforderungen entwickelte der Architekt ein Stützenraster auf rechteckiger Grundfläche, das den Grundriss systematisierte und zwangsläufig das architektonische Konstruktionsgerüst der aufgehenden Geschosse und eine gleichmäßige Fassadenstruktur festlegte. Die standardisierte Bauweise in gerasterter Eisenbetonkonstruktion leistete eine wesentliche Voraussetzung für die Rationalisierung des Produktionsprozesses. Verzweigte, den Material- und Produktionsfluss organisierende Maschinen und Fließbandanlagen, die ständigen Neuerungen unterworfen waren, erforderten ein Höchstmass an Beweglichkeit und Flexibilität. Ihre Installation in Großräumen sollte nach Möglichkeit nicht durch innenliegende Wände, sondern allenfalls von Stützen und Unterzügen eingeschränkt werden.
1971 übernahm das Unternehmen Henkel & Cie die Fabrik. Bald darauf wurde sie aber stillgelegt. Es wurden Künstlerateliers und der stadtbekannten Zirkus-Kneipe Bel-Air eingerichtet.

Weitere Informationen finden Sie hier: Sidol
Gf Braunsfeld
Güterbahnhof der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn
Aachener Str. 460


Die Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn war 1893|94 zur Anlieferung von Lebensmitteln aus dem Kölner Umland auf die Märkte der Stadt und für den Transport von Sand, Ton und Braunkohle errichtet worden. Die Bahn hatte mit den vom Bahnhof Braunsfeld ausgehenden Anschlussgleisen für die Fabriken in der Nachbarschaft einen wesentlichen Anteil an der Entstehung und Entwicklung des Braunsfeld – Ehrenfelder Industriegebiets zwischen Aachener und Venloer Straße. 1911–14 und 1923–25 wurde die Bahn nun durch die Stadt Köln als Eigentümerin kräftig ausgebaut und führte im Norden bis zum Niehler Hafen und dem daran anknüpfenden großen Industriegebiet mit Glasstoff Courtaulds (1925), Ford (1930) und Esso (1958).

1893 angelegt, diente der Bahnhof Braunsfeld dem Freiladeverkehr. Bis in die 1970er Jahre kamen hier die landwirtschaftlichen Produkte des westlichen Umlandes an, wurden über Ladegleis und Ladestraße auf Fuhrwerke, später auf Autos verladen, um via Aachener Straße auf die Märkte der Stadt Köln gefahren zu werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg dient die Ladestraße einem Wochenmarkt.

Auf den vier Zugbildungs- und Rangiergleisen (nicht erhalten) des Bahnhofs wurden die Waggons für die angeschlossenen Betriebe zusammengestellt. Der Bahnhof war an der Aachener Straße mit einem Stationsgebäude ausgestattet, das um 1940 durch ein Schrankenwärterhaus auf annähernd quadratischem Grundriß ersetzt wurde. Gleichzeitig entstand auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein kleines Schrankenwärterhaus. Als die Aachener Straße 1959 verbreitert wurde, wurde an das Schrankenwärterhaus ein kleiner Turmbau mit Flachdach angefügt und die Kreuzung mit einer elektrischen Schrankenanlage aus zehn Schrankenbäumen gesichert.

Am anderen Ende des Bahnhofs entstand an der Stolberger Straße Mitte der 1950er Jahre ein elektrisches Drucktastenstellwerk. Der hochaufragende Bau ist mit gelben Ziegeln verblendet. Die Fahrdienstleiterkanzel kragt dreiseitig über den Hauptkörper aus, wird großflächig durch Stahlfenster belichtet und findet seinen Abschluss in einem stark überstehenden Flachdach.

Weitere Informationen finden Sie hier: Bahnhof Braunsfeld
Gaswerk
Verwaltung und Bauten der Gasverarbeitung
Widdersdorfer Str. 190


Eine der wichtigsten industriellen Ansiedlungen im Kölner Nordwesten war das 1875–76 erbaute Gaswerk der Stadt Köln an der Widdersdorfer Straße. Es entstand nach einem Konzept des städtischen Gaswerkdirektors August Hegener. Gegenüber ihren drei Vorläufern in Köln (Buschgasse) und Ehrenfeld (Subbelrather Straße) hatte die als mustergültig geltende Anlage den Vorteil, dass sie über einen Bahnanschluss direkt mit Steinkohle beliefert werden konnte. „Stadtgas“ aus Ehrenfeld wurde vor allem für Straßenlaternen sowie Gasherde und Gasleuchten in Wohnungen gebraucht.

Kernstück des Gaswerks war das Ofenhaus mit langen Batterien von Retortenöfen, in denen die Kohle im Schwelbrand ihre flüchtigen Bestandteile – das Gas – abgab. In 120 Retortenöfen wurde täglich 120-150000 m3 Gas erzeugt. Jede Retorte wurde innerhalb von 24 Stunden fünfmal mit je 150 kg Kohle beschickt. Die Kohle kam mit Eisenbahnwaggons über ein Viadukt von der am Gelände vorbeiführenden Kön-Aachener Eisenbahnlinie. Die Schienen verliefen durch die Längsachse der Kohlenhalle, die als Mittelteil der Retortenhäuser ausgebildet war. In Schwerstarbeit wurde die Kohle mit Muskelkraft von den Haufen in der Kohlenhalle in die Retorten geschaufelt. In einem Geschäftsbericht der Gas-, (Elektrizitäts-) und Wasserwerke der Stadt Köln von 1898 heißt es: "Die Arbeiterverhältnisse stellen sich namentlich bei den Ofenarbeitern immer schwieriger und ist es kaum noch möglich, trotz erhöhter Löhne und Einräumung von sonstigen Vergünstigungen den erforderlichen Nachwuchs an Ofenarbeitern zu bekommen. Aus diesem Grund wird die Einführung des mechanischen Betriebes für die Beschickung und Entladung der Retorten, sowie für den Transport der Kohlen und Koksmengen ein dringendes Bedürfnis." Auch die Gewerbeinspektion verlangte die Beseitigung der schweren Handarbeit, die zu Unfällen und Muskelzerrungen im Rücken durch das Heben der schweren Lademulden hervorgehoben wurden. Im Gaswerk waren 1900 ca. 1000 Arbeiter beschäftigt. 1905-07 entstand ein neues Ofenhaus mit Dessauer Schrägöfen und mechanisierten Arbeitsabläufen.

Zu den erhaltenen Gebäude entlang der rechtwinklig von der Widdersdorfer Straße abzweigenden Werksstraße gehört die Kondensation, die Gasreinigung und direkt an der Straße das Verwaltungsgebäude mit symbolträchtigem Bauschmuck. Die Gebäude werden gewerblich genutzt. Ein noch genutzter Kugelgasbehälter am Maarweg ist der deutlichste Hinweis auf die ehemalige Funktion des Geländes.

Zum Gaswerk gehört die Gaswerkesiedlung (Vitalisstraße 330-362) und die so genannten Beamtenwohnhäuser an der Widdersdorfer Straße (192, 196/196a, 206/208) aufgefasst. Sie waren räumlich eng dem Werk zugeordnet, weil man vom Führungspersonal in Störungsfällen sofortige Anwesenheit erwartete. Zugleich symbolisiert man hier allerdings auch eine hierarchische Ordnung: neben dem Verwaltungsgebäude das Haus des Betriebsinspektors (Nr. 192), gefolgt von einem Doppelhaus für den Betriebsingenieur und den ersten Chemiker, dann erneut ein Doppelhaus für die beiden Gaswerksobermeister. Im Verwaltungsgebäude mit dem schönen figürlichen Bauschmuck gab es auch eine Wohnung für den Betriebsassistenten und Obermaschinenmeister.

Weitere Informationen finden Sie hier: Gaswerk Köln
Vulkan
Metallwaren- und Leuchtenfabrik
Lichtstraße 43


Das Unternehmen wurde 1898 unter dem Namen „Aktien-Gesellschaft für Gas und Elektrizität“ gegründet und 1909 in Vulkan AG umbenannt. Auf dem Werksgelände sind merere Bauten aus der Zeit seit 1898 im Stil des Historismus erhalten geblieben: Villa mit Verwaltung, Sozialgebäude, Maschinenbauhalle, Leuchtenbauhalle. Die Firma Vulkan zählt zu einem der best erhaltenen Industrieunternehmen und spiegelt ein lebendiges Bild der früheren Ehrenfelder Industriearchitektur wieder. Die Gebäude wurden seit den 1990er Jahren umgebaut durch eine private Entwicklungsgesellschaft unter dem Konzept „Zentrum für Kreative“. Es soll Ansiedlerzentrum für Dienstleister vieler Branchen werden: Fotografen, Mediendesigner, Grafiker, TV- Produktion, Werbeagenturen, IT- Firmen, Eventmanagement, Gastronomie usw. Das Stichwort "Licht" findet in den raumhohen Fenstem einiger neuer Gebäude seine aktuelle Entsprechung, wie auch in dem ebenfalls denkmalgeschützten, zum Gelände gehörenden Park.

Weitere Informationen finden Sie hier: Vulkan
Kwatta
Schokoladenfabrik
Roßstraße 12 – 14


Die Anlage entstand 1890 als Rhenania-Brauerei. In den 1920er Jahren wurde der Komplex übernommen von der holländischen Schokoladenfirma Kwatta. Es entstand an der Roßstraße ein qualitätvoller Putzbau. 1964 wurde die Fabrik geschlossen. In den Niederlanden wurde noch eine Zeit lang weiterproduziert, heute aber ist die Produktion der Firma komplett eingestellt. Seitdem gibt es verschiedene neue Nutzungen der Gebäude, vor allem von Künstlern: Ateliers, Büros und Wohnungen.

Weitere Informationen finden Sie hier: Kwatta Schokoladenfabrik